Kolumne Liss Die Mode der Zeit
Ich will ja nichts sagen,
aber am Wochenende läuft mein Hermanm wieder im Haus rum und stellt wegen der Sommerzeit die Uhren eine Stunde vor. Früher war das kein Problem. Da bin ich selbst durch die Zimmer gegangen, habe an den Zeigern gedreht, und in zehn Minuten waren die Zeiten wieder aktuell. Aber heute? Da gibt es ja fast nur noch digitale Anzeigen, Und an jeder Uhr funktioniert das anders. Ich habe schon einen extra Ordner angelegt, mit den Gebrauchsanweisungen für jede digitale Uhr. Und dann steht mein Hermann nach und nach vor dem Video- und DVD-Recorder, dem Radio im Bad, der Heizung, den Weckern im Schlafzimmer und den Wanduhren, die in verschiedenen Räumen hängen, blättert dabei im Ordner und schimpft und flucht, weil er die Gebrauchsanweisungen abwechselnd in Türkisch, Französisch, Finnisch und Rumänisch findet, aber nicht in Hunsrücker Platt. Wenigstens stellen sich der Computer und das Handy von selbst um, so dass uns dort die Programmiererei erspart bleibt.
Zugegeben: Die jungen Leute mögen mit dem neumodischen Kram versierter sein als unsereins. Auch, wenn sie vereinzelt glauben, der Kuckuck, der in Omas Wohnzimmer jede Stunde aus der Uhr rauskommt, müsse dann schnell gefüttert werden. Aber dafür haben wir Älteren andere Vorteile. Wir können nämlich noch von Uhren mit Zeigern die Zeit ablesen. Das verlernen die kleinen Kinder offenbar. Also brauchen die noch früher eine Uhr mit digitaler Anzeige, weil sie am Kirchenturm nicht mehr erkennen können, wie spät es ist. Vielleicht schon im Kinderwagen? „Verlust an Alltagskompetenz“ nennen das die Fachleute. Glaubt ihr nicht? Macht euch mal den Spaß und stöpselt ein Telefon mit Wählscheibe in die Buchse statt dem üblichen Tastentelefon. Und dann stellt einen Teenie davor und sagt ihm: Ruft da mal an. Die meisten Pänz haben da keine Chance ... weiß eure Liss