Kolumne Liss Gesehen und vermerkt

Ich will ja nichts sagen, aber der deutsche Behördendschungel lehrt uns immer wieder neue Begriffe. Jetzt ist es der sogenannte „Gesehen-Vermerk“: Die Planer von Bundesstraßen müssen ihre Zeichnungen nach Berlin schicken, damit der Minister (oder einer seiner Mitarbeiter) einen Gesehen-Vermerk darauf anbringen kann.

Und das dauert jetzt bei der B50neu das dritte Jahr. Ich weiß nicht, ob die vor lauter Akten überhaupt noch was sehen, oder ob die ihre Brillen noch putzen müssen, der ein oder andere Tomaten auf den Augen hat oder wie viele Leute im Ministerium sich das angucken müssen oder was auch immer.

Also wenn ich was Neues zum Anziehen kaufe, dann wünsche ich mir, dass mein Hermann mich ansieht und sofort vermerkt, wie toll mir das steht. Nicht erst in drei Jahren. Und wenn er sich einen neuen Blaumann für die Baustelle zulegt, dann muss ich sofort sagen, dass er das darf, denn der alte hat schon bestimmt schon Löcher und Flecke ohne Ende. Wenn ich da noch drei Jahre warte, dann hängen ihm die Fetzen vom Leib runter.

Gut, Schaffkleidung ist was anderes als ein Straßenbau, aber wenn das immer so lange dauert, dann wundert es mich, wenn es am Hermeskeiler Donatusplatz schon nächstes Jahr losgehen soll. Bis ein Bundesministerium überall seine Stempel draufgedrückt hat, haben die Hochwälder schon geplant, entschieden und gebaut. Vielleicht sollten wir mehr Hunsrücker und Hochwälder nach Berlin schicken, denn die Hermeskeiler zeigen offensichtlich, dass wir hier schneller bauen als die im Ministerium gucken können, meint eure

Liss

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