Stréimännchen und Stréifrächen

Trier · Hätten Sie's gewusst? Dass das Großherzogtum aus zwölf Kantonen und 116 Gemeinden besteht und zwölf Gemeinden den Status einer Stadt besitzen?



Immerhin darf man sich in Luxemburg nur per Gesetz als "Stadt" bezeichnen. Die meisten haben ihre Stadtrechte bereits im Mittelalter erhalten. Älteste "Stadt" Luxemburgs ist demnach Echternach, das sich bereits seit 1236 mit dem Titel schmücken darf, gefolgt von Grevenmacher (1252). Die übrigen Städte sind Luxemburg-Stadt (d'Stad), Diekirch (Dikrech), Remich (Réimech), Vianden (Veinen/Veianen), Wiltz (Wolz), Esch-sur-Alzette (Esch-Uelzecht), Differdange (Déifferdeng), Dudelange (Diddeleng), Ettelbrück (Ettelbréck) sowie Rumelange (Rëmeleng). Die letzten vier haben den Stadttitel erst 1907 durch Großherzog Wilhelm IV. erhalten, der das dafür eigens geschaffene Gesetz weidlich nutzte.

Diese Städte sind zwar heutzutage unterschiedlich bedeutsam, jedoch weist jede von ihnen eine Besonderheit auf:

Luxemburg hat zwar als Hauptstadt nur rund 92 000 Einwohner. Nichtsdestotrotz gilt sie neben Straßburg und Brüssel als einer von drei Regierungssitzen der EU.

In Wiltz befindet sich mit der Brauerei Simon nicht nur eine der letzten unabhängigen Brauereien Luxemburgs, sondern sie ist auch offizieller Hoflieferant der großherzoglichen Familie.

Wiltz ist ein internationales Zentrum der Pfadfinderbewegung (de Scouten) mit Zeltplätzen und dem "International Scouting One Penny Monument".

Diekirch war 1977 die erste Stadt Luxemburgs mit einer Fußgängerzone.

In Remich gibt es an Aschermittwoch einen besonderen Brauch. Mit dem Verbrennen einer Strohpuppe auf der Moselbrücke werden die Fastnacht beendet und die bösen Geister der Winterzeit vertrieben. Die Strohpuppe heißt Stréimännchen, in Schaltjahren gibt es ein weibliches Stréifrächen (Strohfrauchen).

Nicht nur, dass der Stausee Vianden mit einem der größten Pumpspeicherwerke Europas schon 1925 geplant wurde. In Vianden ist das östlich der Our gelegene Terrain das einzige luxemburgische Staatsgebiet jenseits eines der Grenzflüsse von Our, Sauer und Mosel und damit für wenige Kilometer der einzige Grenzverlauf über Land.

Attila, der Hunnenkönig, auch Etzel genannt, stand Pate für den Namen Ettelbrück. Denn es waren die Hunnen, die in Höhe der heutigen Gemeinde Schieren eine Brücke über die Alzette bauten.

In Grevenmacher entdeckte man die erste primitive Ansiedlung des Landes - hinter der Kapelle Sainte-Croix in sogenannten Buerggruef.

In Echternach kann man noch in der Stadtmauer wohnen. Seit 1813 sind einige der ehemals 20 Schalentürme und vier Stadttore der 2000 Meter langen Mauer als Wohnungen versteigert worden.

Differdingen hat in der Industrie seinen Namen hinterlassen. So nennt man in der Bauwirtschaft einen mittleren Stahlträger auch "Differdinger", eine Hommage an die dortige Stahlindustrie.

Esch-Alzette ist die zweitgrößte Stadt Luxemburgs und eine derjenigen mit dem größten Ausländeranteil, nämlich 51,1 Prozent. Da sind die Luxemburger klar in der Unterzahl.

Düdelingen geriet 1981 in die Schlagzeilen, als ein belgisches Militärflugzeug in den dortigen Sendeturm stürzte und diesen zu Fall brachte. Drei Menschen starben.

Rümelingen liegt gleich an der französischen Grenze. Bis zum Jahr 1820 bestand der Ort gar aus zwei Teilen in zwei verschiedenen Staatsgebieten, nämlich Luxemburg und Lothringen. Erst im Abkommen von Courtrai zwischen Holland und Frankreich wurde der Lothringer Teil abgegeben.

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