Kolumne Mein schöner Garten Das Terroir erleben

Für das frischgekochte Apfelmus aus den verschiedenen Sorten von der Streuobstwiese muss es die Steinzeugschüssel aus der hiesigen Keramikbrennerei sein. Kennen Sie das? Der Kartoffelsalat schmeckt in dem Gefäß, das schon Großmutter dafür nutzte, am besten, der Dip wird in einem Mitbringsel vom Mittelmeerurlaub serviert, die letzten Trauben vom Weinstock im Garten landen wie alle zuvor auf einem ganz bestimmten Teller.

Kathrin Hofmeister

Kathrin Hofmeister

Foto: TV/Kathrin Hofmeister

Kurzum: jede Kost findet ihr Töpfchen und gewinnt durch die fast schon rituelle Zuordnung an Geschmack.

Das hat für mich auch mit „Terroir“ zu tun. Der Begriff aus dem Französischen ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Jeder Weinkenner und Liebhaber des guten Essens spricht vom Terroir. Aber was genau steckt dahinter? Die aktuelle Spezialausgabe des Sprachmagazin Écoute klärt auf: „Das Terroir drückt die geheimnisvolle Alchemie zwischen dem Boden eines Landstrichs, den Früchten, die er hervorbringt und dem Wissen sowie der Fertigkeiten der dortigen Menschen aus.“ Mal übertragen auf unser Terroir: Wenn man einen Wein von der Mosel trinkt, „schmeckt man eine ganze Landschaft und teilt ein Lebensgefühl.“ Verarbeite ich die Äpfel und fülle sie in das Speicherer Töpferwerk, schwingt eine rund 2000-jährige Geschichte mit und ein „Savoir-faire“, wie es hier schon zu Römerzeiten „zu fertigen gewusst“ wurde.

Beschränkte sich das Wort Terroir in seinen Anfängen auf die Produkte einer Gegend, beschreibt es heute die Fähigkeit, durch den Genuss regionaler Spezialitäten ein Land in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen. „Die Verbundenheit mit den Köstlichkeiten eines Terroirs stellt die Identität einer Region unter Beweis.“ In diesem Sinne sind die selbstgeernteten Früchte aus dem eigenen Garten-Terroir identitätsstiftend. Weil auch Erfahrungswissen zum Terroir gehört, hier ein Tipp, wann der Kürbis erntereif ist. Bei Winterkürbissen kann das nämlich bis kurz vor dem ersten Frost dauern und allein an der sortentypischen Färbung ist es oft nicht eindeutig zu erkennen. Aufschluss gibt die Klopfprobe: Klingt die Panzerbeere beim Draufklopfen hohl und der Stiel ist korkig verbräunt, ist der Kürbis reif zum Ernten. Für die dekorativen Früchte gibt es bei mir natürlich einen eigenen Bodenteller. Der stammt aus einer Keramikwerkstatt im Soonwald. Und was für ein Terroir soll das bitte sein, wenn ursprünglich in Südamerika beheimatete Gewächse auf gebrannter Hunsrückerde landen? Das nennt sich dann Kulturaustausch und feiert einfach nur die Erntezeit.

Kathrin

Hofmeister

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