Faszination Schneeglöckchen

Schneeglöckchen. Sie sind der neuste Trend beim Freizeitvergnügen. Ob auf einer Mauer oder zum Tee - überall herrscht akute Ansteckungsgefahr.

Golfen war gestern. Das spleenigste Freizeitvergnügen sind derzeit Schneeglöckchen. Die Zwiebelblümchen sehen aber auch niedlich aus, wie sie da so aus dem Einheitsbraun tröpfeln. Wie "Milch" und "Blüte" würde der Grieche sagen, also "gála" und "ánthos", botanisch Galanthus. Davon leitet sich die Galanthophilie ab, salopp formuliert, die "Spinnerei" für ein gerade mal zehn Zentimeter kleines Blümchen, vor dem man auf die Knie fallen muss, um es überhaupt betrachten zu können.
Der kluge Gartenmensch baut vor, und hat es erhöht auf eine Mauer gesetzt oder an einen Treppenaufgang gepflanzt. Die Sammler reihen ihre Trophäen Topf an Topf in Augenhöhe auf Tischen und Etageren.
Wie und wo man sich mit der Galanthophilie anstecken kann, beschreibt Günter Waldorf in seinem reizenden Büchlein über Schneeglöckchen mit über 300 Sortenporträts. Gefährdet seien alle "im normalen Leben ganz gewöhnlichen, sinnenfrohe Menschen". Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis man ein Galanthophiler wird.
Die Geselligsten unter ihnen laden sich dieser Tage zum Schneeglöckchen-Tee ein. Kommen, kucken, Kuchen essen - so mach' ich das auch. Allerdings ohne kleine Schneeglöckchen-Arrangements auf dem Teller. Das Amaryllisgewächs ist schwach giftig. Also lieber in ein Väschen danebenstellen. Die Blüten gehen innerhalb von Minuten im warmen Zimmer auf. Ergo, erst kurz bevor der Besuch kommt, in die gute Stube stellen. Worüber man bei so einem Schneeglöckchen-Tee spricht? Vielleicht wo man die neuesten Sorten "einlochen" könnte?!

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