Mein schöner Garten Geschulte Christbäume
Eine wahrlich aufregende Zeit – nicht nur für die Kinder: Weihnachten steht vor der Tür! Und einer der Höhepunkte ist es Jahr für Jahr, den richtigen Christbaum auszusuchen. In dieser Kolumne erfahren Sie vermutlich etwas Neues über den Baum der Bäume.
Herrscht am Weihnachtsfest zu viel Trubel, ruft man einfach in die Runde: Nehmt euch ein Beispiel am Christbaum – der ist wohlerzogen! Dass die Nadelbäume für die gute Stube geschult werden, ist mir auch erst beim Rundgang mit dem Förster in der Weihnachtsbaumkultur bewusst geworden.
Wer sich schon einmal mit einer wild gewachsenen Fichte aus dem eigenen Garten oder anderer Ausschussware begnügt hat, weiß, was ich meine: der Wuchs krumm, die Zweige ungleich verteilt, und oben fehlt womöglich die Spitze.
Das mit der Spitze kann jedem Baum passieren: Setzt sich ein Rabenvogel auf die noch junge Triebspitze, bricht sie leicht ab. In der Christbaumkultur greift ein Spezialist dann korrigierend ein. Von den fünf Seitenästen des obersten Astkranzes bindet er einen Trieb an einem Stäbchen nach oben und klammert die anderen vier. Abstandshalter spreizen die verbliebenen Zweige kranzförmig um den Mitteltrieb.
Spreizkorrekturen kennt man von Obstgehölzen. Für einen besseren Fruchtertrag sollten die Äste von Äpfel- und Birnbäumen möglichst waagerecht stehen. Ragen sie zu steil auf, bindet man sie mit einer dehnbaren Hohlschnur am Mitteltrieb fest oder klemmt ein Spreizholz zwischen Mittel- und Seitentriebe. Bei frisch gepflanzten Obstbäumchen fällt diese Erziehung mit dem ersten Pflanzschnitt in ein, zwei Monaten an.
Derweil erfreut man sich in der warmen Stube am gleichmäßig gewachsenen Weihnachtsbaum. Musterschüler sind die beliebten Nordmanntannen. Ihre Astkränze gruppieren sich schon von Natur aus in auffallend regelmäßigen Abständen um die Mitte. Sollte der oberste Quirl in einem Jahr doch einmal zu weit in die Höhe schießen, hat der Baumschuler die Möglichkeit, den Wuchs zu drosseln. Kleine Knubbel am Stamm zeugen davon.
Im Juni hat er mit einer speziellen Zange vorsichtig über dem obersten Astkranz zugedrückt. Das reduziert den Saftstrom. Der Baum wächst weniger schnell und baut ein dichtes Nadelkleid auf. Zum Weihnachtsfest gehört schließlich auch das passende Gewand.
Kathrin Hofmeister
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