Mit Hesse im Garten

In allen Zeitungen stand etwas zu Hermann Hesse, wegen seines 50. Todestages. Da muss auch mal was zu seinem gärtnerischen Wirken gesagt werden.

 Kathrin Hofmeister.Foto: privat

Kathrin Hofmeister.Foto: privat

Viele kennen den Verfasser des "Steppenwolf" ja nur als Ikone auf dem "Weg zur Weisheit über das Individuum". Dabei legte er in seinem ersten Garten auf der Bodenseehalbinsel Höri einen individuellen Weg ganz praktisch an. Das Fundament seines Gartenpfades füllte der Schriftsteller mangels Steinen mit Büchern, die er für nicht lesenswert hielt. Jährlich bekam er rund 500 Bücher zum Rezensieren zugeschickt. Könnten vielleicht die gesammelten Paketstrippen, von eben jenen zugesandten Büchern, auch uns Richtschnur sein? Damit band Hesse die Tomaten auf. Geköpft werden sie ja erst Ende des Monats. Die Blätter der Tomaten kann man jetzt schon einkürzen. Es geht nicht mehr ums Wachsen. Es geht ums Reifen. Da wird die Kraft besser in die Vervollkommnung gesteckt. Die Rede ist natürlich von den Tomatenfrüchten. Schöner aufgebunden sind Pflanzen natürlich mit Bast. Das hatte Hesse auch schon erkannt, als er schrieb: "Es ist auch hübscher fürs Auge". Ein schöner Leitsatz für die Gartengestaltung - Ästhetik, wohin man blickt. Anfangs war Hesse ja ein Selbstversorger. Doch zunehmend wurde ihm "die Beschäftigung mit Erde und Pflanzen" zur Seelennahrung: "Sie kann der Seele eine ähnliche Entlastung und Ruhe geben wie die Meditation." Eine der einfachsten Übungen des Literaturnobelpreisträgers war dabei das Unkrautjäten: Die in der ganzen Saison anfallende Arbeit habe etwas Religiöses. "Man kniet am Boden und vollzieht das Rupfen, wie man einen Kult zelebriert, nur des Kultes wegen, der sich ewig erneuert, denn wenn drei, vier Beete sauber sind, ist das erste schon wieder grün." Solche Worte kann nur ein Gartenguru sprechen, oder?!

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