Mensch... Bushido!

Glückwunsch, Sie haben es mal wieder geschafft! Alle Zeitungen schreiben über Sie, jeder redet über Ihr Album „Stress ohne Grund“. Plötzlich sind all die Promis und Politiker, die vor noch nicht allzu langer Zeit mit Ihnen vor der Kamera posiert haben, um vielleicht etwas von Ihrem (zweifelhaften) Glanz zu profitieren, ganz entsetzt. „Nein, pfui Teufel!“ Mit diesem Schmuddelkind will keiner mehr was zu tun haben.

Und Sie lehnen sich wahrscheinlich zufrieden zurück, haben Dollarzeichen in den Augen und amüsieren sich bestens über den ganzen Hype. Super, läuft alles nach Plan! Denn eins haben Sie offenbar verinnerlicht: Nur keine Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Und je mehr die Aufregung über Ihr neues Album zunimmt, desto höher steigen auch die Verkaufszahlen. Das war damals in meiner Jugend schon so. Alle haben sich über "Je t'aime" und das lustvolle Stöhnen von Serge Gainsbourg und Jane Birkin fürchterlich echauffiert. Und die Platte ging weg wie warme Semmeln.

Deshalb sollte man zum Inhalt Ihres Raps besser nur noch betreten schweigen und Ihnen Ihren Integrationspreis, den Sie 2011 aus unerfindlichen Gründen bekommen haben, um die Ohren schlagen. Nein, stopp! Ich begebe mich auf Ihr Niveau herab. Und das will ich auf keinen Fall. Denn solche Äußerungen, dass Sie auf Claudia Roth schießen wollen und unschöne Dinge mit Klaus Wowereit oder Olli Pocher vorhaben, das gehört in die unterste Schublade. Auch, wenn die Menschen, die jeden Tag Rap hören, das Ihrer Meinung nach ganz anders interpretieren.

Ich höre nicht jeden Tag Rap und will auch nicht damit anfangen. Vielleicht bin ich auch ein wenig spießig. Aber wissen Sie, worüber ich mich gerade ärgere? Dass ich mit diesem Text wahrscheinlich auch wieder irgendwie für Ihr Album werbe.

Nora John

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