Mensch … Frank Bsirske!

Jetzt geht’s wieder los. Tag für Tag Ihr Gesicht vor jeder Fernsehkamera, wenn Sie dem Volk erläutern, warum die hungerleidenden Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt brauchen. Tag für Tag Ihre Parolen, dass eigentlich Geld genug da ist, das nur richtig verteilt werden muss. Tag für Tag die öffentlich bediensteten Klassenkämpfer, die so tun, als bestünde das moderne Lumpenproletariat aus Mitarbeitern von Bund, Ländern und Gemeinden.

Mensch … Frank Bsirske!
Foto: dpa

Niemand hat die Rhetorik der Ressentiments so gut drauf wie Sie. Einen "Ehrensold für Krankenschwestern und Müllwerker" haben Sie gefordert. Gut, dass die Betroffenen nicht wissen, dass der vielzitierte Ehrensold eines Bundespräsidenten etwa in der Höhe des Gehalts eines Verdi-Vorsitzenden liegt - Nebenjobs nicht eingerechnet.

Nicht, dass ich einer Krankenschwester, einem Sachbearbeiter beim Sozialamt oder einem Erzieher keinen anständigen Aufschlag gönnen würde. Bei manchem Sesselpupser in der Verwaltung bin ich mir da allerdings nicht ganz so sicher.

Das Problem ist nur: Gemessen an einem Arbeitnehmer im "normalen" Wirtschaftsleben sind öffentlich Bedienstete privilegiert. - Wie, das verstehen Sie nicht? Ach so, woher sollen Sie das wissen, Sie sind ja gleich nach dem Politikstudium Funktionär geworden und kennen normale Betriebe gar nicht. Also: Mal ganz einfach gefragt: Was, wenn der öffentliche Dienst ein privates Unternehmen wäre? Dann würde die Jahresbilanz ergeben, dass der gesamte Konzern restlos pleite ist, inklusive aller Tochterunternehmen, ja sogar bis hinein ins komplette Filialnetz. Dass die produzierten Dienstleistungen am Markt zu teuer sind, die technische Ausstattung restlos veraltet, der Personalapparat verkrustet, die Bürokratie groß.

Dann käme entweder die Insolvenz oder ein beinharter Sanierer. Ein Drittel der Stellen würde gestrichen, das Filialnetz ausgedünnt, massenhaft Arbeitnehmer entlassen. Statt ordentlicher Tarifverträge gäbe es Leiharbeit und Billiglöhner. Hunderttausende müssten sich plötzlich einen neuen Job suchen.

Das alles wird im deutschen öffentlichen Dienst nicht passieren. Und das ist gut so. Aber es ist Realität da draußen in der normalen Welt. Fragen Sie nur mal die Schlecker-Mitarbeiter. Und denken Sie dran, wenn Sie beim nächsten Mal vor einer Kamera die tibetanische Gebetsmühle Ihrer Forderungen anwerfen.

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