Mensch….Hartmut Mehdorn!

Das hätte ich nicht gedacht, dass Sie noch mal aus der Kiste krabbeln. Erst haben Sie erfolgreich die Deutsche Bahn zum unbeliebtesten Dienstleister der Republik weiterentwickelt, dann waren Sie bei Air Berlin schneller wieder draußen, als Sie reinkamen. Alles in allem die idealen Voraussetzungen für den Polier-Job auf der debakulösesten Baustelle Deutschlands.

 Hartmut Mehdorn ist der neue Chef des Berliner Hauptstadt-Flughafens. Foto: Hannibal

Hartmut Mehdorn ist der neue Chef des Berliner Hauptstadt-Flughafens. Foto: Hannibal

Gut, manche Bürger werden sich gewundert haben: Die dachten, Sie würden schon länger als BER-Flughafen-Chef in Berlin amtieren - das wäre ja immerhin die plausibelste Erklärung für die dauernden Verspätungen bei der Eröffnung gewesen. Aber nein, Sie fangen jetzt erst an. Da dürfen wir uns ja auf einiges gefasst machen. Der Willy-Brandt-Flughafen wird wahrscheinlich der erste Airport, bei dem Kunden, die abgefertigt werden wollen, einen Bedienzuschlag bezahlen müssen. Die Rolltreppen werden mit Neigetechnik ausgestattet und stellen augenblicklich ihre Funktion ein. Auf den Toiletten begrüßt man die Nutzer aus unsichtbaren Lautsprechern mit dem Satz "Sänk ju for pissing ät se bi-i-aar-ärpott" , eingesächselt von den Original-Jacob-Sisters. Im Winter frieren die Pisten ein, weil sie nicht für Temperaturen unter null Grad ausgelegt sind, und im Sommer gibt es in Betrieb befindliche Klimaanlagen allenfalls in der Senator Lounge. Da brauchen Sie nur Ihre Spezialisten von der Bahn einzufliegen, die kriegen das binnen kürzester Zeit locker hin. Mit dem Kostenmanagement, das schaffen Sie auch: Lassen Sie wie beim Hauptstadtbahnhof einfach ein Drittel der Aufbauten weg. Aber passen Sie auf, dass alle Stahlträger auch wirklich irgendwo befestigt sind. Ihren ersten richtig sensationellen Vorschlag brachten Sie ja diese Woche gleich zum Dienstantritt ein: Der alte Flughafen Tegel soll weiter betrieben werden. Da haben Sie in bewährter Mehdorn-Weise binnen drei Tagen schon jene Hälfte der Berliner gegen sich aufgebracht, die bisher für den neuen Flughafen war, weil sie von der Tegel-Stilllegung profitiert. Nur keine Angst: So wie ich Sie kenne, wird es nicht lange dauern, bis Sie die andere Hälfte auch vergrätzt haben. Viel Feind, viel Ehr'. Und das wäre doch ganz in Ihrem Sinne, nehme ich an. Wo Sie schon nicht Papst werden können, was für Ihr Selbstbewusstsein doch das einzig angemessene Amt wäre. Dieter Lintz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort