Mensch... Super Nanny!

So, Sie sind jetzt also bockig! Wollen nicht mehr tun, was Arbeitgeber RTL Ihnen sagt. Nein, nein, nein! Sie wollen nicht mehr misshandelte Kinder vor die Kamera zerren.

Nicht mehr überforderte Mütter der Öffentlichkeit präsentieren oder kaputte Familien drehbuchgerecht sezieren. Nein, nein, nein! Sie wollen einfach nicht! Und bevor Mama RTL Sie, wie bei der Super Nanny gelernt, auf die stille Treppe schickt, damit Sie in Ruhe über Ihre Sünden nachdenken können, haben Sie selber die Flucht ergriffen. Dabei haben Sie, Frau Saalfrank, in Ihrer Sendung ja mit einigen Irrtümern bei der Kindererziehung aufgeräumt. Durch Sie wissen deutsche Eltern endlich, dass ein Fernseher kein guter Babysitter ist. Dass man auch ohne Geschrei und die Verwendung garstiger und unfeiner Worte miteinander kommunizieren kann. Und dass lautes Türenschlagen kein beruhigendes Gute-Nacht-Ritual ist. Sie haben erklärt, dass es Bücher mit spannenden Geschichten gibt, die man den Kleinen vorlesen kann, und dass ein Tag mit fester Struktur so seine Vorteile hat. Aber auf der Suche nach der richtigen Kindererziehung sind Sie selbst einem ganz großen Irrtum verfallen: Dass es dem Fernsehsender um die Seelen der Ihnen anvertrauten Kinderlein geht oder dass die Programmdirektoren den vorgeführten Menschen Gutes tun möchten. Jetzt wissen Sie es endlich: Es geht nur um Quote und Geld. Und jetzt, da Sie zu dieser Erkenntnis gelangt sind, können Sie sich weiter pädagogisch betätigen: bei all den Peter Zwegats, Tine Wittlers oder Christian Rachs, die gestrauchelte Existenzen zwangsbeglücken wollen. Schicken Sie sie auf die stille Treppe, auf dass sie nachdenken über ihre Sünden. Nora John

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