Microsoft und die Chance des Scheiterns

Erstmals seit dem Börsengang 1986 meldet der US-Softwarekonzern Microsoft (Windows, Office) Verluste: umgerechnet 400 Millionen Euro im letzten Quartal. Das Unternehmen versuchte, Google nachzueifern – und versenkte Milliarden.

Internetnutzer interessierten sich für Microsoft-Produkte wie die Suchmaschine Bing weniger als für Google. Microsoft verdiente kaum an Online-Werbung.

Das gescheiterte Experiment kam nicht von ungefähr. Obwohl Microsoft immer noch gewinnträchtig ist, muss das Unternehmen sich umstellen. Der Markt für Betriebssysteme ist dessen wichtigste Einnahmequelle, verändert sich jedoch stark. Mehr Kunden nutzen mobile Geräte wie die zu kleinen Computern gereiften Handys und Tablets, die über Bildschirmberührung bedient werden; zugleich schrumpft der Markt für herkömmliche PC und Laptops.

Das Management hat daher für Oktober das Betriebssystem Windows 8 angekündigt, das Smartphones und Tablets besonders gut steuern soll. Außerdem bietet Microsoft selbst einen Flachcomputer namens Surface an. Anders als der Hersteller Apple, der iPhones und iPads samt Software systematisch vermarktet, setzt Microsoft dennoch auf Kooperation mit anderen Herstellern, die Windows 8 mit ihren Endgeräten anbieten sollen.

Diese Strategie hat Chancen, da der mobile Computermarkt wächst. Zwar führen Apples iPads den Tablet-Markt an. Aber viele Käufer steigen bisher nicht um, weil die Apple-Welt ihnen zu teuer erscheint. Insofern könnte es Microsoft gelingen, im Wettbewerb mit Google und dessen Android-Betriebssystem den mobilen Massenmarkt auszubauen. Aus Nutzersicht wäre dies gut, weil erfahrungsgemäß dadurch die Preise sinken.

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