Miezen und Methusalem, helau!

Ach, was müssen das noch für schnuckelige Zeiten gewesen sein, als Männer die Autos kauften und Frauen sich chauffieren ließen. Das kennen sie noch?

Aber doch höchstens aus alten Filmen. Natürlich verdienen wir Frauen längst unser eigenes Geld, geben selber Gas und uns nicht mehr mit der schäbigeren Zweitwagenvariante unserer Göttergatten ab.

Wir Frauen treffen auch die Kaufentscheidungen bei größeren Anschaffungen innerhalb der Familie. Das wissen wir zwar selbst am besten, aber Studien bestätigen es auch. Wir sind also die ideale Zielgruppe für die Werbung und solche, die etwas zu verkaufen haben. Zum Beispiel Autos. Uns präsentiert man die Kurven und Rundungen aus Chrom auf zeit-, das heißt frauengemäße Art. Hätte ich jetzt mal so gedacht. Bis ich diese Woche einige Filmberichte zur weltweit größten Automesse in Detroit sah. 700 Autos, davon 50 Neuvorstellungen, aber wenig Innovatives, sagen die Kommentatoren. Genau. Denn die Miezen (nein, nicht die Trierer Handballerinnen, die haben ja viel zu viel an, sondern solche Model-Miezen), räkeln sich immer noch auf den Kühlerhauben. Eine Werbephilosophie, die etwa die Weltanschauung der 1950-er Jahre spiegelt.

Böse Zungen behaupten ja, da passten auch die Autos mitsamt ihrer Technik hin. Gleichzeitig erzählen mir Grauhaardackel (Verzeihung, das ist jetzt nicht so arg gemeint) irgendetwas von wegweisenden Strategien. Während ich mich frage, was bordellige Stilettos mit Zukunft zu tun und Mädchen mit Traummaßen neben dicken Autos und älteren Männern zu stöckeln haben. Also halten wir fest. Die Autoindustrie - vor allem die im höheren Segment - nimmt mich nicht ernst. Sie zeigt mir lediglich, wie ich 20 Kilo früher hätte aussehen können, vorausgesetzt, ich hielte Ausschnitte bis zum Bauchnabel samt Lack und Leder für die passende Arbeitsbekleidung. Liebe Auto-Eventmanager, träumt gemütlich weiter und an der Marktmacht vorbei. Ich miezele mich dann schon mal für den Karneval auf. Denn dort gehört die Maskerade hin.

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