Tschüss, Kastanie!

Ja, früher war das noch schön: Kinder zogen im Herbst mit Beuteln und Tüten zum Postplatz, den manche Am Spittel nennen, um unter dem weit ausladenden, schon bunt gefärbten Blätterdach der hohen Bäume, mutig und schmerzvergessen die stacheligen Schalen zu öffnen, um an die herrlichen Früchte der Pflanzen zu kommen, dieser wunderbaren Kastanien. Und jetzt: Alles vorbei! Dem schnöden Parken in der Innenstadt mussten die Bäume auf dem Postplatz weichen ...

Gott sei dank bin ich an dieser Stelle schweißgebadet aufgewacht und habe festgestellt, dass es nur ein romantischer Albtraum war. Denn die Bäume sind zwar weg, aber sie waren weder groß, noch waren sie schön, noch war der Postplatz jemals zu irgendeiner Jahreszeit ein Kinderparadies, und überhaupt: Es waren definitiv keine Kastanien - auch wenn es so im Volksfreund stand. Aber immerhin haben die beim TV gemerkt und gemeldet, dass man hinter der Post nicht mehr parken kann, weil dort seit Tagen gebaggert wird und bald das Landesmuseum nach Resten der römischen Wurzeln der Stadt sucht. Die Stadtverwaltung selbst hatte einen Hinweis nicht für notwendig erachtet. Wer da morgens mit seinem Auto stand, hat es ja direkt gesehen, wozu also ankündigen und Pferde scheu machen! Und das mit den Römern ist der Stadt und ihren Historikern ja ohnehin suspekt. Es gibt zwar viele Funde, aber keine Urkunde, weshalb man ja auch sinnvollerweise auf eine 2000-Jahr-Feier verzichtet hat.

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