Reine Nervensache

Das mühselige Tagesgeschäft kostet die Minister der Landesregierung viel Zeit und Nerven. Was man ihnen selten anmerkt. Diese Woche war allerdings ein solches Beispiel in Gestalt von Eveline Lemke zu bestaunen.

Nur einen Tag, nachdem die Energieministerin ihren Staatssekretär und Amtschef gefeuert hatte, erläuterte sie vor der Presse die Hintergründe des Starts der Energieagentur.

Vermutlich hätte die Grüne die von ihr angesetzte Pressekonferenz gerne verschoben. Zur sichtbaren Erleichterung der Ministerin blieben aber bohrende Fragen der Journalisten zum plötzlichen Abschied von Ernst-Christoph Stolper aus. Vorsorglich hatte man zuvor durchblicken lassen, dass man zu diesem Thema nichts sagen werde. Dabei gäbe es allerhand Gesprächsbedarf. Schließlich räumen Staatssekretäre mitten in der Wahlperiode so gut wie nie das Feld. Hier aber musste einer gehen. Tischtuch zerschnitten, hört man hinter vorgehaltener Hand als Begründung.

Stolper habe sich den Spitznamen "Poltergeist" durch seine unnachgiebige bis abweisende, zumindest wenig diplomatische Art redlich verdient. Allerdings sei der Zeitpunkt erstaunlich, denn schon vor einem halben Jahr habe es ordentlich gekracht, ehe sich die Lage wieder beruhigt habe.

In letzter Instanz ist Eveline Lemke verantwortlich. Sie bewegt sich in einem schwierigen Umfeld. Eine Grüne als Wirtschaftsministerin - das birgt per se Zündstoff. Das Renommierprojekt Energiewende ebenfalls. Und jetzt darf sich auch noch ein hervorgehobener politischer Beamter - 52 Jahre alt - auf Kosten des Steuerzahlers im einstweiligen Ruhestand ausruhen.

Stolpers Scheitern sei auch das der Ministerin, die Zeche für die grünen Personalexperimente zahle der Bürger, schimpft die CDU. Eveline Lemke schweigt. Alles reine Nervensache, neben dem kräftezehrenden Alltagsgeschäft eigen produzierte Steilvorlagen für den politischen Gegner zu überstehen.

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