CD-Rezension Beeindruckender Mix aus Jazz, Blues und Soul

Der US-amerikanische Sänger Gregory Porter hat es in wenigen Jahren mit einer Mixtur aus Jazz, Soul und Blues zum Weltstar gebracht. Erst 2010 veröffentlichte er sein erstes Album „Water“. Den internationalen Durchbruch erzielte er 2013 mit „Liquid Spirit“, 2016 folgte „Take Me To The Alley“.

 All Rise Gregory Porter

All Rise Gregory Porter

Foto: DECA

Der Mann, dessen Markenzeichen eine dunkle Ballonmütze mit Schal ist, legt nun sein neues Werk „All Rise“ mit 13 Titeln vor.

Sein samtiger Bariton lässt sein Publikum erneut schwärmen: Egal, ob das Album dabei noch als Jazz bezeichnet werden kann oder Soul, Blues und Gospel überwiegen. Bisweilen schlägt das Pendel diesmal sogar in Richtung Pop aus. Die Produktion von „All Rise“ war ein enormes Unternehmen: Aufgenommen wurde in Los Angeles, New York, Paris und London – hier unter anderem in den legendären Abbey Road Studios. Produzent Troy Miller – selbst häufig als Arrangeur, Drummer und Percussionist dabei – brachte das London Symphony Orchestra (LSO), einen Chor, Streicher und viele unterschiedliche Solisten in wechselnden Formationen zum Einsatz.

Ein erster Höhepunkt nach dem  energiegeladenen „Revival Song“ (3) mit Gospelchor, Bläsern und auch Handclapping ist die gefühlvolle Ballade „If Love Is Overrated“ (4). Die im Abbey Road Studio aufgenommenen Streicher des LSO (Arrangement Troy Miller) und das Piano Chip Crawfords umspielen die ohnehin hier an die großen Crooner wie etwa Frank Sinatra erinnernde schmeichelnde Stimme Porters. Dazu kommt ein tolles Klarinettensolo. Es folgt der Soul-Pop „Faith In Love“ (5) mit funkiger Gitarre sowie eingängigen Soli.

Mein persönlicher Favorit des Albums ist das langsame „Merchants Of Paradise“ (6) mit fantastischem Sopransaxofonsolo (Tivon Pennicott) und perlendem Piano. Porter schraubt seine Stimme vom Bariton hier in die höheren Gefilde und bietet auch Scat-Einlagen.

„Everything You Touch Is Gold“ (10) – Alles, was du anfasst, wird zu Gold – dieser Song ist geradezu auf Gregory Porter selbst zugeschnitten: In kürzester Zeit wird er mit seiner musikalischen Mixtur vom Sänger in Harlem zum Weltstar: Let‘s All Rise“ eben!

„All Rise“ heißt ja auch sein Opus - im Sinne von „alle aufstehen“, „sich erheben“, wie er es selbst auf den Coverfotos vormacht, auf denen er am Pool von einem Sprungbrett abhebt. Porter behandelte schon bisher in seinen Songs immer wieder den Rassismus allgemein. Nun kommt das Thema gleich in mehreren Titeln zum Tragen: Etwa in „Long List Of Troubles“ (7) mit vielen Bläsern, wo er - trotz aller Erniedrigungen, denen man ausgesetzt ist - an die Kraft zum Sich-Erheben appelliert. Oder auch in „Phoenix“ (11). Hier heißt es: „Wir sind alle bedeutend … Das ist mein politischer Glaube und meine Wahrheit. Beides rührt von meiner Persönlichkeit her, von der Persönlichkeit meiner Mutter, der Persönlichkeit des Blues und der Schwarzen.”

Ein wirklich beeindruckendes Album! Jörg Lehn

 Gregory Porter.

Gregory Porter.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Gregory Porter: All Rise, Decca Records France/Blue Note 2020, Deluxe-CD (zwei Bonustracks) oder als Doppel-Vinyl-LP sowie als Deluxe-3-LP-Set in blauem Vinyl inklusive zwei Bonustracks.

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