Seltene Einmut: Grüne begrüßt Gelbe Karte der Schwarzen

Gelbe Karte für saufende Jugendliche! Führerscheinentzug, oder die Drohung, gar nicht erst den Führerschein zu bekommen! Dieses Forderungen, aufgestellt Anfang der Woche von der CDU im Trierer Stadtrat im Hinblick auf die Alkohol-Exzesse von Weiberdonnerstag, klangen zunächst arg populistisch. Wird da nicht gleich wieder mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Ist so etwas juristisch überhaupt möglich? Die Fronten schienen vor der Stadtratssitzung klar: hier die Hardliner von der CDU mit deftigen Forderungen, dort die SPD, die in Ruhe beraten will und ein Gesamtkonzept fordert.

Doch statt totaler Konfrontation kam am Ende ein gemeinsamer Antrag heraus, der von allen Fraktionen unterstützt wurde. Das ist bemerkenswert und zeigt, wie ernst alle Beteiligten dieses Thema nehmen. Ins Bild passt, dass Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Angelika Birk - als Grüne des Hardlinertums unverdächtig - dramatische Worte wählte und durchblicken ließ, man werde an drastischen Maßnahmen nicht vorbeikommen. Gut möglich, dass die weitere Diskussion also noch einige Überraschungen bringt - für alle Seiten. Für die, die eher auf Aufklärung und einen Kuschelkurs setzen, dürfte klar sein, dass allein damit und mit einer "Cola-Party" (O-Ton Birk) als Alternativveranstaltung an Weiberdonnerstag das Koma-Sauf-Problem nicht gelöst wird. Diejenigen, die sich von drastischen Strafen oder Strafandrohungen Besserung erhoffen, werden an anderer Stelle ebenfalls nach dieser Konsequenz gefragt werden. Die Anmerkungen in Richtung CDU und FWG von SPD-Chef Sven Teuber zur Tankstelle Ostallee zeigten, in welche Richtung die Debatte noch gehen wird. Dort hatten sich die beiden Fraktionen für den Erhalt der Tankstelle eingesetzt, an der Jugendliche und junge Erwachsene abends und nachts jedenfalls nicht vorbeikommen, um Kinderschokolade einzukaufen. Wenn der Runde Tisch tatsächlich ein Gesamtkonzept auf die Beine stellt, kann man die Themen Alkoholkonsum und Alkoholerwerb kaum voneinander trennen. Letztlich läuft es am Ende wieder auf ein Dauerthema in der Stadt hinaus: Für mehr Prävention, für mehr Kümmerer, die sich mit Jugendlichen auseinandersetzen, fehlt das Geld. Für mehr Personal im Ordnungsamt, das geltende Vorschriften wirkungsvoll überprüfen könnte, auch. Das zu ändern, fordert noch einiges an politischem Willen. m.schmitz@volksfreund.de

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