Spekulationen

Biltgen folgt auf Jean-Jacques Kasel. Am Europäischen Gerichtshof. Der eine geht, der andere kommt. Richter am EuGH war schon immer ein beliebter Posten beim Austritt aus dem großen Tagesgeschäft der Politik.

François Biltgen, in Luxemburg auch "de Fränz" genannt und lange Zeit designierter Nachfolger für Jean-Claude Juncker als Premierminister, hat nun diesen so wertvollen Posten übernommen. Das Amt des künftigen Landeslenkers ist vonseiten der konservativen CSV auch längst wieder besetzt. In einem meisterhaften Manöver hat Juncker sich selbst als Nachfolger ausgerufen. Weder Biltgen noch der ebenso glücklose Ministerkollege Luc Frieden schafften es auf den Kandidatenposten im Wahlkampf.

Eines Tages wird Luxemburg mal vor dem Scherbenhaufen einer überlang regiert habenden CSV stehen, so wie die CDU in Deutschland es nach Kohls Abwahl erleben musste. Bei der Bundestagswahl 1998 wurde schließlich mangels Wählergunst für Kohl der legendäre Hinterhoffußballer Gerhard Schröder von Hannover nach Berlin befördert. Daran hat die SPD noch heute zu knabbern.

Doch so weit ist man in Luxemburg noch lange nicht. Die Wiederwahl von Juncker am 20. Oktober scheint gewiss. Nur ob der Koalitionspartner wieder die Sozialisten (LSAP) sein werden und können, darüber herrscht Uneinigkeit. Anders als in Deutschland haben die Liberalen in Luxemburg noch eine gewisse Bedeutung.

Ja, dem Hauptstadtbürgermeister und Liberalen-Chef Xavier Bettel fliegen die Sympathien nur so zu. Gäbe es nicht die traditionell populäre CSV (gemäß dem Luxemburger Leitspruch "wir wollen bleiben, was wir sind") - wer weiß? - dann könnten die Liberalen gar mit den Sozialisten noch eine Regierung bilden. Doch dafür dürften die politischen Freundschaftsbande doch nicht stark genug sein. Also doch wieder CSV - aber dann sind ja da noch die Grünen ...

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