Standpunkt

Der Vorschlag ist nicht neu, wird aber immer wieder aufgewärmt. Angesichts der wachsenden Fan-Exzesse in Fußballstadien drohen die Innenminister der Länder damit, künftig die Clubs für Polizeieinsätze zur Kasse zu bitten.

Das klingt zunächst einmal plausibel. Im Profi-Fußball wird ein Haufen Geld verdient. Demgegenüber muss die Öffentlichkeit jährlich 100 Millionen Euro für die Sicherheit in und im Umfeld von Stadien aufbringen. Aber wo sollen die Grenzen verlaufen? Sind die Vereine auch dann noch verantwortlich, wenn Hooligans randalierend durch die Innenstädte ziehen? Und wie sieht es mit anderen Veranstaltungen aus, die ebenfalls Polizeipräsenz erfordern? Große Konzerte, wie beispielsweise der gestern gestartete Rock am Ring, Volksfeste, Auftritte von Politikern und so weiter? Auch das sind, ebenso wie Fußballspiele, öffentliche Veranstaltungen, die teilweise gar nicht mehr stattfinden könnten, wenn sich die Initiatoren finanziell an Streitschlichtung und Chaotenbändigung beteiligen müssten. Der Willkür wären Tür und Tor geöffnet. Das Demons trationsrecht wäre quasi abgeschafft. Die öffentliche Sicherheit ist eine öffentliche Aufgabe. Polizeieinsätze bezahlen hieße, die Polizei teilweise zu privatisieren. Nur noch potente Veranstalter könnten sich ,,ihre" Polizei dann kaufen. Auf der anderen Seite haben Fußballbund, -ligen und -vereine ihre Ordnungs- und Kontrollpflichten in der Vergangenheit nicht ernst genug genommen. Dass sie jetzt eine neue Strategie im Kampf gegen Gewalt in Stadien versprechen, geht wohl nicht zuletzt auf den politischen Druck zurück. Isabell Funk, Chefredakteurin

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