Stochern im Nebel

Die Esoterikbranche in Rumänien steht seit diesem Jahr Kopf. Denn all die Hexen, Astrologen und Wahrsager haften nun – wenn auch nur begrenzt – für die Richtigkeit ihrer Vorhersagen.

Da haben die Ökonomen zumindest in Deutschland mehr Glück. Auch von ihnen werden seherische Fähigkeiten erwartet, beispielweise bei den Konjunkturprognosen. Haften müssen sie dafür aber nicht. Gerade in Krisenzeiten sind Vorhersagen eine schwierige Angelegenheit. Bund und Kommunen möchten gern wissen, wie groß der finanzielle Spielraum im nächsten Jahr sein wird, der Unternehmer will abschätzen, wieviel Aufträge er vergeben kann und der Verbraucher will einschätzen können, wie sicher sein Arbeitsplatz im nächsten Jahr noch ist.

Allen Prognosen-Interessenten sollte jedoch klar sein, dass die Vorhersagen höchstens eine Tendenz aufzeigen können. Und selbst dieser Versuch geht oft genug schief. Rezessionen etwa werden regelmäßig erst dann als solche erkannt, wenn sie längst in Gang gekommen sind.

Jüngstes Beispiel: Im April 2008 sahen die führenden Forschungsinstitute in ihrer damaligen Frühjahrsprognose "eine nach wie vor positive Grundtendenz der Konjunktur". Wenig später stellte sich heraus, dass just zu diesem Zeitpunkt die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerutscht war.

Das alles ist den Ökonomen nicht vorzuwerfen. Schließlich versuchen sie, allen nur ein Stück Planungssicherheit zu geben. Ihr schlechtes Image provozieren sie jedoch, indem sie ein Maß an Selbstsicherheit vorgaukeln, das es gar nicht geben kann. Stattdessen sollten sie von vornherein kommunizieren, was Prognosen wirklich sind - ein Stochern im Nebel.

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