Kolumne Stögger siewe Stögger Kurren

Manchmal entpuppt sich ein schlichtes hochdeutsches Wort, wenn es in der Mundart auftaucht, überrachend als mehrdeutig, wandelbar und vielschichtig. So geht es beispielsweise mit dem Wort Stück.

 Horst Schmitt.

Horst Schmitt.

Foto: (h_lalu )

Im Trierischen, wo es Stögg heißt, ist es Bestandteil eines ganzen bunten Straußes von Redewendungen. Schauen wir doch einmal genau hin:
Mer sönn kaa Stögg weider komm (Wir sind keinen Schritt weiter gekommen). Ett öss e gud Stögg ze gien vo Palz nao Matteis (Es ist ein ziemlich weiter Fußweg von Pfalzel nach St. Matthias). Lääsch maol e Stögg Hollz nao! (Lege ein Scheit Holz aufs Feuer)! Datt Stögg, wu mer drobb gebaut haon, hadde mer geerft (Unser Bauplatz stammt aus einer Erbschaft). Haal drobb, datt ett e Stögg göfft! (Du musst schneller arbeiten, damit am Ende ein Ergebnis zu sehen ist)! Dau böss mer e Stögg! oder Dau böss mer Stögg Meewel! (Du bist mir einer)! Dän aale Korgkenziejer öss mei best Stögg (Der alte Korkenzieher ist mir ans Herz gewachsen). Eisch haon Stögger siewe Stögger Kurre gääß (Ich habe ungefähr sieben Stücke Kuchen gegessen).
Die Verkleinerung des Wortes Stögg lautet Stöggelschi und hat plötzlich eine ganz andere Bedeutung: Mer haonn Stöggelscher vo friejer verzeelt. (Wir haben lustige Begebenheiten von früher erzählt).
Wer aus kleinen Einzelteilen mühsam etwas zusammenbaut, der stöggert oder stöggelt: Dä stöggert ao seim Haus eromm u göfft u göfft nött feerdisch (Er bastelt an seinem Haus herum, ohne jemals fertig zu werden).
Und die von stöggern und stöggeln abgeleiteten Adjektive gestöggert und gestöggelt beschreiben solche planlos zusammengefügten und halbfertigen Dinge. Su gestöggert kanns de nött onner de Leid gien! (So geschmacklos und willkürlich gekleidet bist du nicht salonfähig).
Die Wörter stöggen (Karten mischen) und stöggsisch (moderig) gehören, auch wenn sie so klingen, nicht zu dem Wortstamm Stück, sondern zu Stock: stöggen (den Kartenstock mischen), stöggsisch (stockig, moderig).
Die besten Kolumnen von Horst Schmitt und Josef Marx sind in dem Buch "Milljunen Leit - mindestens drei" nachzulesen, das im Trierer Verlag Michael Weyand erschienen ist. Das Buch ist für 11,95 im Trierer Handel erhältlich und im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund-shop.de" text="www.volksfreund-shop.de" class="more"%>.

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