Trocken oder lieblich?

Die Deutschen bevorzugen zunehmend trockene Weine. Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil der trockenen Qualitäts- und Prädikatsweine von 34 auf 41 Prozent gestiegen. Die „süße Welle“, die in den 60er Jahren einsetzte, ebbt also immer mehr ab. Warum schmeckt aber der eine Wein trocken, der andere süß? Manche Menschen meinen, dass ein süßer Wein gezuckert ist. Dem ist nicht so.

Süße Weine erhält man entweder dadurch, indem der Gärprozess unterbrochen wird (das ist vor allem bei den hochwertigen Moselrieslingen üblich) oder indem dem durchgegorenen, trockenen Wein Traubensaft zugesetzt wird.

Zucker darf nicht in den Wein, aber in den Most. Die Deutschen sprechen von "verbessern" oder "anreichern". In Frankreich heißt das viel eleganter "chaptalisieren".

In Deutschland gilt: Prädikatsweinmoste, also von Kabinett bis zu den Spät-, Aus- und Beerenauslesen, dürfen nicht chaptalisiert werden. Das ist auch nicht nötig, da diese hochwertigen Traubenmoste genug Zucker von Natur aus mitgebracht haben.

Und wie ist das mit dem Alkoholgehalt? Hat eine Traube hohe Mostgewichte, also einen hohen Zuckergehalt, kann bei der Gärung auch mehr Alkohol entstehe.

Das heißt aber nicht, dass Auslesen generell sehr hohe Alkoholgehalte haben. Entscheidend ist, ob der Wein trocken oder süß ist.

Wie schon gesagt: Bei süßen Weinen wurde die Gärung unterbrochen, es konnte also weniger Zucker in Alkohol umgewandelt werden.

Bei trockenen Weinen wurde der allergrößte Teil des Traubenzuckers vergoren, entsprechend höher ist der Alkoholgehalt.

Letztlich ist es aber das harmonische Zusammenspiel von Alkohol, Süße, Säure sowie Aroma- und Mineralstoffen, die den guten Geschmack eines Weines ausmachen.

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