Unterm Strich – Die Kulturwoche Ausstellung in Köln: Ein Bitburger und sein chinesisches Silber
Fällt der Name Bitburg, geht der erste Gedanke möglicherweise in Richtung Gerstensaft. Ostasiatische Kunst in Köln kommt einem dabei eher seltener in den Sinn. Das und mehr lesen Sie in der neuen Folge der Volksfreund-Kulturwoche-Kolumne.
Dennoch führt von dort eine direkte Linie in die Bierstadt, und zwar zu dem dort geborenen Eisenbahningenieur Heinrich Hildebrand (1855 – 1925). Der hatte nach seinem Studium zunächst am Aufbau der Berliner Stadtbahn mitgewirkt, kam dann zurück in den Westen, um den Umbau des Kölner Hauptbahnhofs zu leiten. Anschließend stand wieder der Osten auf seinem Businessplan, dieses Mal jedoch der Ferne.
In China plante er nicht nur Eisenbahnstrecken, sondern wurde auch Berater des Vizekönigs Zhang Zhidong. Während seines fünfjährigen China-Aufenthalts entdeckte der Ingenieur seine Liebe zur ostasiatischen Kunst. Und von der wiederum profitierte das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst. Das Ausstellungshaus erbte nämlich einen Teil der von Hildebrand gesammelten Silberschmiedearbeiten (für Experten: aus der späten Qing-Dynastie).
Die sind derzeit (und noch bis 29. Oktober) unter dem Titel „Silber für Tsingtau“ zu sehen. Von diesem Silber speiste der Eisenbahnexperte in seiner dortigen Residenz. Es ist insofern einzigartig, als dass die Objekte europäisch geformt, aber mit chinesischen Dekorelementen verziert sind. Quasi ein frühes Beispiel von Fusion-Art.
So vernebelt wie damals war seither kein Fernsehstudio mehr (Ausnahme: die Talkrunden mit Helmut Schmidt): Sechs bis sieben Männer (und eigentlich nur Männer) saßen jeden Sonntagmittag quarzend und Weinflaschen leerend an einem Tisch und redeten über die Weltlage. (Kleine Korrektur: Eine Frau war doch immer dabei: schwarz berockt, mit weißer Schürze und ebensolchem Häubchen schenkte sie eifrig den Wein nach). So war das damals beim „Internationalen Frühschoppen“, der am 30 August 1953 erstmals über die damals noch ziemlich runden Bildschirme flimmerte und von Werner Höfer, 1913 in Kaisersesch geboren, moderiert wurde. Und zwar 35 Jahre lang, zunächst im Radio, dann eben im Fernsehen.
Wer sich die Sendungen heute noch mal ansieht, fühlt sich sofort an Loriot erinnert, dessen Moderatoren-Verhohnepiepelungen sich direkt aus dem Frühschoppen („Sechs Journalisten aus fünf Ländern“ hieß es jedes Mal zu Beginn der Sendung) zu speisen schienen. Am Ende der oft sehr komplexen Diskussionsrunden mit teils recht abwegigen Themen hatte kaum ein Zuschauer noch den Durchblick – auch, weil die Teilnehmer durch den Tabaksqualm nur noch schwer zu erkennen waren.
Im Dezember 1987 war dann plötzlich Schluss mit Saufen, Qualmen und Quatschen: Der „Spiegel“ war auf einen Hetzartikel Höfers gestoßen, in dem er gegen den von den Nazis hingerichteten Düsseldorfer Pianisten Karlrobert Kreiten nachtrat. Ihm war Wehrkraftzersetzung vorgeworfen worden, weil er sich 1943 – im privaten Kreis – abfällig über das braune Geschmeiß geäußert hatte. Höfer kommentierte die Exekution im 12-Uhr-Blatt mit den Worten: „Das Volk fordert, dass gerade der Künstler mit seiner verfeinerten Sensibilität und seiner weithin wirkenden Autorität so ehrlich und tapfer seine Pflicht tut, wie jeder seiner unbekannten Kameraden aus anderen Gebieten der Arbeit. Denn gerade Prominenz verpflichtet!”
Mit der Enthüllung dieser nationalsozialistischen Hofberichterstattung endete dann auch schlagartig die Prominenz des Werner Höfer, der 1997 in Köln starb. no/dpa