Die Kulturwoche Von Trallala bis Tantra

Bald geht es wieder um alles oder nichts. Oder besser gesagt: eigentlich um nichts. Trotzdem wird, wie jedes Jahr, ein unheimliches Bohei darum gemacht. Die Rede ist vom ESC, dem Eurovision Song Contest.

Im Prinzip ist es schnuppe, wen die Deutschen in diesen ziemlich über­flüssigen Wettbewerb schicken, es sei denn, alle Anwesenden ziehen tapfer und todesmutig mit dem Rilke-Zitat in die Schlacht: „Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles!“ Von Siegen spricht ja schon lange keiner mehr, und überstanden, will sagen: Karriere gemacht haben die wenigsten deutschen Teilnehmer den Schlagerzirkus. Oder kennt noch irgendjemand irgendeinen Namen aus den vergangenen Jahren oder kann sogar das Lied singen, mit dem die Künstler so grandios gescheitert sind? Knapp vier Monate vor dem Eurovision Song Contest 2020 steigt die Spannung, behauptet die Deutsche Presseagentur. (Fragt sich bloß: bei wem?) Nachdem ein Massenblatt mit Balkentiteln vorwitzig verkündete, es gäbe in diesem Jahr keinen Vorentscheid, rudert der federführende NDR erst mal zurück: Noch ist nix entschieden, heißt es aus Hamburg. Soll es eine interne Jury richten – oder soll das Publikum darüber abstimmen, wer nach Rotterdam fährt? Mal ehrlich: Ist doch egal. Den 25. Platz kann man auch ganz bequem von zu Hause aus erreichen. Da braucht man sich gar nicht erst in Bewegung zu setzen. Und spart eine Menge Zeit und Geld.

Elizabeth II. hat schon viel in ihrem 93-jährigen Leben gesehen und sehen müssen. Demnächst sich selbst auch als Strichmädchen. Der US-Sender HBO plant eine Zeichentrickserie über die britische Königsfamilie aus der Sicht des kleinen Prinzen George (6). Die Satire-Serie „The Prince“ werde durch „die Prüfungen und Beschwerlichkeiten“ eines Königskindes führen, schrieb der Sender Sky. Kurz vor Schluss der Dreharbeiten dürften die Macher noch mal richtig ins Rotieren geraten sein:  Die Nachricht über den weitgehenden Rückzug von Prinz Harry (35) – den Onkel von George – und Ehefrau Meghan (38) von den royalen Pflichten mussten sie ja auch noch irgendwie in die Handlung einbauen.

Apropos Strichmädchen:  Man(n) muss nicht mehr in den Puff gehen, um mal zu schauen, was und wie es im Bordell so abgeht. In Nürnberg kann man das jetzt auch im Theater erfahren. „Sex Arbeit“ heißt das Stück, das gestern in der Christkindl-Stadt uraufgeführt wurde. Rosa Plüsch und viel Glitzer – so stellen sich viele ein Bordell vor. Das Bühnenbild im Theaterstück „Sex Arbeit“ spielt bewusst mit diesem Klischee. „Wir wollten das Publikum mit seinen eigenen Erwartungen konfrontieren“, sagt Regisseur Wenzel Winzer, der mehr als ein Jahr lang für das dokumentarische Stück recherchiert hat. Dafür sprach er mit Prostituierten, Beratungsstellen, Polizei und Staatsanwaltschaft an verschiedenen Orten in Deutschland. Er besuchte Bordelle, ein Dominastudio in Berlin und den Straßenstrich. Aus den Interviews hat der 31-Jährige Collagen zusammengestellt, die drei Schauspielerinnen in einer Szenenfolge auf die Bühne bringen. Im Vordergrund der Inszenierung stehen die Biografien einzelner Sexarbeiterinnen und wie diese ihre Arbeit empfinden: vom Bordell über Tantra-Massage bis zur Sexdienstleistung im Pflegeheim. Das Publikum (oder zumindest der männliche Teil) wird allerdings an keiner Stelle aufgefordert, aktiv an der Handlung teilzunehmen. no/dpa

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