UNTERM STRICH – DIE KULTURWOCHE Über Gift (im Buch) und Löwen (in Berlin)

Ein Raubtier streift offenbar am Rande von Berlin herum - da greift unser Autor lieber zu einem Buch über gefährliche Tiere statt auf die Jagd zu gehen. Mehr in unserer Kolumne „Unterm Strich“.

 Symbolbild

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Foto: dpa/A3502 Horst Ossinger

Schon beruhigend, dass man hierzulande durch Wald und über Heide stromern kann, ohne unliebsame Begegnungen zu haben – mal abgesehen von Zecken und Zeitgenossen, die während des Picknicks auf der Wiese ihr Kofferradio auf volle Lautstärke gedreht haben. Aber die wird man ja am Abend, nach intensiver Körperinspektion, wieder los (die Zecken, nicht die Zeitgenossen).

Richtig riskant wird‘s dagegen, wenn man Kreaturen über den Weg läuft oder sogar auf sie tritt, die nicht mit sich spaßen lassen. Pfeilgiftfrösche oder die Schwarze Mamba oder Skorpione beispielsweise. Die sind glücklicherweise in Eifel und Hunsrück eher selten anzutreffen. Eher trifft man eine Löwin in Brandenburg...

Aber wenn man mal die eigene grüne Komfortzone verlässt und sich in andere Regionen begibt, heißt es: Augen auf beim nächsten Schritt. Hilfestellung gibt dabei eine Neuerscheinung aus dem Münchner Verlag arsEdition. „Giftig! Die tödlichsten Kreaturen der Erde“ heißt das großformatige Sachbuch für Kinder ab 8 Jahren, von dem auch Erwachsene noch einiges lernen können. Der Band stellt Tiere vor, die mit dem Einsatz von Gift ihr Überleben sichern. „Von Pfeilgiftfröschen über Giftschlangen … bis zu giftigen Quallen, Ameisen, Spinnen, Skorpionen, aber auch giftigen Säugetieren und Vögeln ist alles mit dabei“, heißt es in der Verlagsankündigung. „Jede Art hat ihre eigene einzigartige Mischung, mit der sie sich vor Feinden schützt oder ihre Beute überwältigt.“

Außer Fakten über die Tiere enthält das Buch Informationen über Vergiftungen, Gegengifte und den Alltag von Toxikologen. Geschrieben hat das Buch Ico Romero Reyes. Die Medienwissenschaftlerin wuchs auf den Kanarischen Inseln auf, beschäftigt sich mit digitalen Bildungsmedien für Museen und engagiert sich in der Klima-und Umweltbildung. Illustriert ist das Werk von Tania Garcia, einer Designerin aus Barcelona.

Bleiben wir noch ein wenig in der Welt der Tiere: „Hochsee-Tölpel in Bayern gelandet“ meldet eine Nachrichtenagentur. Es geht dabei übrigens nicht, wie man vermuten könnte, um bayerische Politiker, die im Süden der Republik aktiv sind, sondern tatsächlich um einen Vogel, den Basstölpel. Der wiederum hat auch mit Musik nix am Hut, sondern lebt als ausgemachter Hochseevogel ausschließlich an der Steilküste Helgolands.

Nun hat es ein Exemplar in den Oberpfälzer Landkreis Neumarkt verschlagen. Warum auch immer – vielleicht hatte der Flattermann vom ewigen Wellengang den Schnabel voll, vielleicht wollte er mal Schuhplattler statt Shantys hören. Möglicherweise hat er auch nur ein günstiges Angebot auf „Secret Escapes“ entdeckt und wollte mal zwischen Berg und Tal relaxen. Der Bayerische Naturschutzbund (LBV) jedenfalls sprach von einer sensationellen Entdeckung und brachte den „erschöpft wirkenden Vogel“, so der Landwirt, der ihn gefunden hat, zur Pflege in die LBV-Vogel- und Umweltstation Regenstauf.

Man kann ja gegen die Bayern sagen, was man will, aber Touristen gegenüber sind sie immer freundlich und zuvorkommend: Die Naturschützer haben sofort eine Sonderration Makrelen besorgt – sogar zum Sonderpreis vom Fischhändler, wie es hieß –, die der Vogel bereitwillig schlucke, wenn man sie ihm in den Schnabel gebe. Das nennt man dann wohl „ornithologisches All-inclusive“. no/dpa

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