Unterm Strich – die Kulturwoche Krabbeltiere und kribblige Gefühle

Gerade noch rechtzeitig, ehe genderbewusste Ameisen auf die Barrikaden kriechen, hat ein Darmstädter Doktorand namens Philipp Hönle den possierlichen Tierchen einen geschlechtsneutralen Namen gegeben.

Bisher hieß es ja immer nur „die“ Ameise; Ameiseriche hatten in den kribbeligen Haufen vermutlich nichts zu kamellen. Grund für die späte Gleichberechtigung ist die Entdeckung einer neuen Art in den tropischen Wäldern Ecuadors. Das ist zwar schon eine Weile her – genauer gesagt war es 2018 –, aber jetzt erst in einer zoologischen Fachzeitschrift publiziert worden. Ein Experte der Yale Universität hat dem hoffnungsvollen Forscher denn auch bestätigt, dass dieser Krabbler anders als viele andere seiner Genossen ist. Das Tier zeichne sich unter anderem durch seine langen Fangkiefer-Mundwerkzeuge aus, was es in seiner Gattung einzigartig mache. Wichtiger als diese Entdeckung ist jedoch die Tatsache, dass „die“ Ameise endlich aus ihrer ewigen Weiblichkeit befreit wird und nun auch andere Geschlechter bevölkern darf – und ein erster Schritt dazu ist, eben, der gendergerechte Name. Und der lautet „Strumigenys ayersthey“. Na also – geht doch!

  
 Seitenansicht einer „Strumigenys ayersthey“Ameise. Ein Darmstädter Forscher hat in den tropischen Wäldern Ecuadors eine bislang unbekannte Ameisenart ausgemacht.

Seitenansicht einer „Strumigenys ayersthey“Ameise. Ein Darmstädter Forscher hat in den tropischen Wäldern Ecuadors eine bislang unbekannte Ameisenart ausgemacht.

Foto: dpa/-

„Ich bin ein Berliner.“ Dieser zum geflügelten Wort gewordene Ausspruch stammt von einem der bis heute beliebtesten und glanzvollsten Präsidenten, den die USA jemals hervorgebracht haben: John Fitzgerald Kennedy. Dass der Schwarm zahlloser Frauen nicht nur seiner eigenen Gattin nicht treu war, sondern auch seine diversen Geliebten miteinander betrog, wussten damals nur wenige Eingeweihte. Für den Rest der Welt blieb er bis zu einem frühen gewaltsamen Tod 1963 der strahlende, makellose Sonnyboy, der trotz seiner zahlreichen Affären Zeit fand, mal so nebenbei den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Jetzt, fast 70 Jahre nach ihrer Verfertigung, werden intime Schriftstücke des Politikers versteigert: Das Bostoner Auktionshaus RR Auction hat Liebesbriefe im Angebot, die der Politiker an Gunilla von Post geschrieben hat. Überhaupt nicht heimlich, denn Kennedy war damals noch auf dem Heiratsmarkt. Er hatte die Schwedin 1953 an der französischen Riviera kennengelernt, nur wenige Wochen, bevor er die spätere First Lady Jacqueline Bouvier heiratete – was für ihn natürlich kein Grund war, die Liaison zu beenden. 1955 schrieb Kennedy von Post über seine Pläne für eine Europareise, die ihn auch nach Schweden führen würde. Im Jahr darauf notierte er auf seinem Briefpapier als Senator, die Zeit mit Gunilla sei wunderbar gewesen. „Es ist eine schöne Erinnerung. (...) Ich bin begierig, Dich zu sehen.“ Er bedauere sehr, dass sie nicht in die USA kommen wolle. Andererseits scheute er auch möglichen Ärger mit einem potenziellen Ehemann, denn nur unter der Einschränkung, „falls Du nicht heiratest“, möge sie doch bitte herüberkommen, „ich würde Dich gern sehen. Ich bin mir sicher, dass alles klappen wird, und ich denke, auch wenn es ein langer Weg zu Gunilla ist, das ist es wert“. Was da genau klappen sollte, wird in dem Schreiben leider nicht weiter ausgeführt, aber seitensprung-
erfahrene Zeitgenoss(inn)en haben gewiss eine Ahnung, was Kennedy damit gemeint haben könnte. Gunilla von Post, die 2011 in Florida starb, hat ihr Verhältnis zu Kennedy in ihren 1997 veröffentlichten Erinnerungen geschildert und auch berichtet, Kennedy habe sich damals von Bouvier scheiden lassen wollen. Sein Vater Joseph habe das jedoch verhindert, und Kennedy selbst habe um seine Aussichten auf das Präsidentenamt gefürchtet. Wenn das nicht astrein Pilcher ist: Aufstrebender Jungpolitiker versagt sich die Liebe seines Lebens und widmet diese seinem Land. Demnächst die erste Staffel auf Netflix. no/dpa

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