Kulturwoche Verdammt noch mal, komm endlich ins Bett!

In großer Erregung und unter Verwendung von Kraftausdrücken heftig auf jemanden oder etwas schimpfen“ – das ist die Wörterbucherklärung von Fluchen. Und das will gelernt sein. Natürlich reicht es manchen Menschen aus, immer das Gleiche zu sagen, rufen oder brüllen, wenn sie sich mit dem Hammer auf den Finger hauen, die Meißner Blumenvase zerdeppern oder mit dem Auto gegen das Garagentor fahren.

 Spielt in einer neuen Serie übers Fluchen: Oscar-Preisträger Nicholas Cage.

Spielt in einer neuen Serie übers Fluchen: Oscar-Preisträger Nicholas Cage.

Foto: picture-alliance/ dpa/epa efe Barrenechea

Wer freilich etwas einfallsreicher seinem Ärger Ausdruck verleihen will, dem sei eine Netflix-Serie ans Herz gelegt, in der Oscarpreisträger Nicolas Cage (56) sich übers Fluchen auslässt. In der sechsteiligen Doku-Reihe soll es um die Geschichte von Schimpfwörtern und deren Gebrauch in der Popkultur gehen. In jeder Episode von „History of Swear Words“ (Geschichte der Schimpfwörter) sind Interviews mit Historikern, Entertainern und Experten zu einem Schimpfwort geplant. Auf der Liste stehen Begriffe wie „fuck“, „shit“ und „damn“; Ausdrücke, bei denen im amerikanischen Fernsehen längst der Piepton erklungen wäre. Einen Vorgeschmack gibt es in einem Netflix-Trailer, in dem Cage eine Minute lang über das Wort „pussy“ philosophiert, während er auf eine Leinwand malt. „Es kann auch eine Katze sein“, sagt er zum Schluss.

Der lernfreudige deutsche Zuschauer sollte allerdings eines bedenken: Nicht jede Nation flucht wie die andere. Es gibt zwar eine gewisse Schnittmenge von Schmähwörtern, die von Russland bis England, von Kanada bis Feuerland gleichermaßen beliebt sind. Doch der fortgeschrittene Flucher weiß genau, in welchem Land und in welcher Situation seine Missbilligungseruption mit eher genitalem oder analem Bezug die größere Wirkung zeitigt. Bleibt zu hoffen, dass die Netflix-Serie, die ab 5. Januar ausgestrahlt wird, solcherlei Eigentümlichkeiten gebührend berücksichtigt. Schließlich möchte mancher, der viel reist, auch im Ausland fehlerfrei und wirkungsvoll seinem Unmut Ausdruck verleihen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Wer Bettgeschichten erleben will, sollte nach Zürich fahren. Nicht, dass den Schweizern in letzter Zeit der Ruf vorausgeeilt wäre, besonders enthemmt zu sein. Vielmehr geht es bei den Eidgenossen rein wissenschaftlich um die Schlafstätte, in der jeder von uns etwa ein Drittel seines Lebens verbringt mit der Absicht, dort jeweils unterschiedlichen Aktivitäten zu frönen. Kein Möbelstück ist dem homo sapiens näher. Im Bett wird er geboren (meistens), und dort stirbt er (oft). Aus Gründen der Bequemlichkeit liebt er an diesem Ort sich und seine(n) Nächste(n) oder erholt sich nach einer Krankheit. Manchen hilft die horizontale Position beim effizienteren (Nach-)Denken, manche lesen gern in dieser Stellung oder hören Musik.

Heutzutage gelten Betten in Schlafzimmern als intime Orte. Das war nicht immer so. Im 17. Jahrhundert hielt der französische König Ludwig XIV. Hof im Schlafzimmer und zog eine regelrechte Schau ab, wenn er vor ausgewähltem Publikum morgens aus den Federn kroch oder abends wieder hinein. Viele europäische Fürsten kopierten die Gepflogenheiten des französischen Könighofs, und das Schlafzimmer wurde zum Statussymbol. Wie sich der Raum, dessen Tür meistens geschlossen wird, wenn Besuch da ist, im Laufe der vergangenen vier Jahrhunderte verändert hat, zeichnet das Landesmuseum Zürich nach, und zwar ganz sittsam und jugendfrei (bis 4. April). no/dpa

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