Verloren in Momentbeschreibungen

Die Krimis der Autorin Marie Noëlle Thibaults, die unter dem Pseudonym Dominique Manotti schreibt, sind dafür bekannt, dass sie sich stark an der Realität orientieren und gewissenhaft recherchiert sind. Nicht selten arbeitet sich die 71-Jährige sozialkritisch an Geschehnissen ab, die sich in der jüngeren französischen Geschichte zugetragen haben.

 Buchcover.

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Foto: dpa

Gleichsam schafft es Manotti, die an Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit lehrte, den Leser Parallelen zur Gegenwart ziehen zu lassen.

Bei ihrem neuesten Werk "Ausbruch" gelingt ihr das nicht ganz. Vielleicht, weil sie sich in ein sehr spezielles Milieu begibt - diesmal in das der in Paris lebenden italienischen linken Polit-Exilanten. Im Jahr 1987 flieht der Kleinganove Filippo mit Hilfe seines Zellengenossen Carlo, einem Kämpfer der 1970 in Mailand gegründeten kommunistischen Untergrundorganisation Rote Brigaden, aus dem Gefängnis.

In Paris schreibt Filippo einen Roman über die Flucht, der auch einen Banküberfall schildert, bei dem Carlos - wie auch in der Realität geschehen - erschossen wird. Fiktion oder Tatsachenbericht? Darüber streiten sich die Exilanten, der Literaturbetrieb, die französische und italienische Presse. Filippo, dem Politik gleichgültig ist, wird zum berühmt berüchtigten Starautoren.

Vielleicht liegt es an der Erwartungshaltung eines Fans von Manottis distanziert-nüchtern und temporeich beschriebenen Schilderungen sozialer Missstände, dass er zwischenzeitlich irritiert ist über Inhalt und Verlauf des Romans. Dieser verliert sich oft in ausschweifenden Moment- und Gefühlsbeschreibungen. "Ausbruch" ist weniger ein Polit-Krimi als die figurverliebte Schilderung der Geburt eines Autoren. Diese hallt allerdings deutlich weniger nach als Manottis bisheriges Werk.

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