Vertane Chancen

Da stolperten wir doch im World Wide Web diese Woche über eine hübsche Meldung aus dem Herbst 2012: Bei einem Besuch in Russland hatte Premierminister Jean-Claude Juncker tatsächlich seinem Kollegen Wladimir Putin die drei Frauen von Pussy Riot abspenstig machen wollen.

Es sei ein ernst gemeintes Angebot gewesen, die drei eingesperrten Punkmusikerinnen - die mittlerweile Russland wegen Verletzung der Menschenrechte angeklagt haben - mit nach Luxemburg zu nehmen. Wenn noch Platz im Flugzeug gewesen wäre, hätte der Herr Staatsminister ihnen glatt politisches Asyl im Land der Banken und Grenztankstellen gewährt. Das sei ein ernstes Angebot gewesen, bekräftigte Juncker neulich noch einmal in einem Interview.

Aber Putin, ja Putin, der wollte nicht so recht. Schon nach Junckers Rückkehr im Herbst hatten heimische Zeitungen berichtet, dass der Russe den luxemburgischen Vorschlag "gar nicht witzig" gefunden habe.

Ein echter Witz machte hingegen vergangenes Jahre die Runde von einer Begegnung zwischen Frau Merkel und Herrn Putin. Merkel: "Bitte lassen Sie Pussy Riot frei!" Putin: "Sperren Sie erstmal Xavier Naidoo ein!"

Leider ließ sich in diesem Fall die deutsche Bundeskanzlerin nicht auf das Angebot ein - wäre es Putin ernst gewesen, hätten bestimmt viele Menschen in Deutschland eine Petition für den Deal unterschrieben. Leider erlangte der Witz, ebenso wie Junckers gewagte Offerte niemals genug Popularität, um Hoffnung auf Erfolg zu haben ... vertane Chancen!

Schade eigentlich. Da hatte sich Herr Juncker in seiner langen politischen Karriere nie besonders als Vorkämpfer für Menschenrechte hervorgetan - und dann scheitert er kläglich beim Versuch, einen Menschenrechts-Coup mit den Russen zu landen. So bleibt ungeklärt, ob Pussy Riot in Luxemburg glücklich geworden wären.

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