Vorbereitung auf den Paarlauf

Sieben Wochen vor den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz liegt die CDU laut aktuellem Politbarometer fast gleichauf mit der SPD (35 zu 37 Prozent). Da wirkt die diese Woche zur Schau getragene Siegesgewissheit der Sozialdemokraten auf ihrer Klausurtagung in Bernkastel-Kues doch ein bisschen wie das Pfeifen im Walde.

Keine Frage, Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat Kurt Beck ist noch immer ein Garant für volle Säle, egal ob bei Partei-Veranstaltungen, Neujahrs- oder Karnevalsempfängen. Seine Beliebtheitswerte sind ungebrochen.

Auf der anderen Seite hat seine christdemokratische Herausforderin Julia Klöckner deutlich an Profil gewonnen. Selbst beim Auftritt im Freund-Feindes-Land, dem Wahlkreis des Abgeordneten Michael Billen, der dieses Mal nicht den Eifelrebellen gab, sondern den gutmütigen Klöckner-Groupie, wurde sie frenetisch gefeiert. Dort, im rustikalen Ambiente des Eifelbräus, wo noch Kuchenstücke serviert werden, die man am besten nicht in Kalorien umrechnet, fand sie die richtige Balance zwischen Distanz und Nähe. Es gelang ihr, die Sympathien der Billenianer, die sie zu Anfang ihres Wahlkampfmarathons wohl auch noch aus Unerfahrenheit verspielt hatte, zurückzugewinnen, ohne die zahlreichen parteiinternen Billengegner zu vergraulen.

In der öffentlichen Wahrnehmung läuft dieser Wahlkampf auf ein Duell Klöckner-Beck hinaus. Jenseits der Scharmützel um Affären setzen beide Parteien mehr auf die Zugkraft ihres Spitzenpersonals als auf programmatische Aussagen. Hier ganz der erfahrene und umtriebige Landesvater, dort die forsche Gipfelstürmerin mit konservativem Anstrich, die - guter PR-Gag - ihre Reden mit ,,Klöckner-Garantien" spickt. Und doch werden am Ende die kleinen Parteien entscheiden, wer künftig Rheinland-Pfalz regiert.

Kurt Beck, von Hause aus kein Freund der Grünen, knüpft schon seit einer Weile zarte Bande zu ihnen und lobt deren Reifeprozess. Das muss er auch, denn von einer Alleinherrschaft träumen nicht einmal mehr die Sozialdemokraten. Dank kräftigen Rückenwinds auf Bundesebene kann den Grünen ein zweistelliges Ergebnis gelingen. Derzeit liegen ihre Werte bei 13 Prozent. An ihrem Wiedereinzug in den Landtag, aus dem sie 2006 rausgeflogen sind, zweifelt jedenfalls keiner mehr. Eine mögliche, vielleicht die ideale Braut für Beck also, dessen Liebe zur geschiedenen Ehefrau FDP aber noch nicht ganz erloschen ist. Auch die würde gerne wieder einheiraten, sagt derzeit aber noch nicht, ob in CDU oder SPD, sofern die Wähler ihr denn überhaupt die Chance dazu bieten. Genau wie die Grünen bekommen auch die Freien Demokraten den Bundestrend zu spüren - allerdings mit umgekehrten Vorzeichen - und müssen daher fürchten, gar nicht mehr in den Landtag vermittelt zu werden. Auch wenn sie aktuell Sympathien eingebüßt hat, steht die Linke ebenfalls an der Schwelle zum Parlament und würde sich vermutlich nicht einmal einer Dreiecksbeziehung verweigern. Derzeit weckt sie allerdings bei keiner Partei Begehrlichkeiten.

Die Vorbereitungen auf einen politischen Paarlauf sind also in vollem Gange. Offen ist lediglich, wer mit wem kann, will oder darf. Rein rechnerisch sind gerade Rot-Grün oder Schwarz-Grün möglich, wenn man einmal realistischerweise eine Romanze zwischen Beck und Klöckner ausschließt.

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