Sie merken schon beim Titel: Der Autor bedient sich der Gebrüder Grimm. Er bietet dabei nicht nur eine Neufassung des ursprünglichen Märchens, sondern setzt auch geschickt seine Zamonien-Reihe fort, die er mit "Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär" begonnen hat. Die Handlung verlegt Moers nach Bauming, der wichtigsten Ferienregion Zamoniens. In dem waldreichen Gebiet machen die beiden Fhernhachen-Kinder Ensel und Krete Urlaub mit ihren Eltern. Die beiden finden das ewige Herumlaufen auf gekennzeichneten Waldwegen so langweilig, dass sie den Ausbruch wagen. Leider geht das schief und die Zwillingsgeschwister verlaufen sich im Wald. Hier treffen die Kinder auf verlogene Stollentrolle, mysteriöse Geheimförster, Laubwölfe und natürlich auf eine böse Hexe. So weit so märchenhaft fesselnd. Wenn da nicht Hildegunst zu Mythenmetz wäre: Der Erzähler der Geschichte. Der bekannteste Schriftsteller Zamoniens führt in der Geschichte seine Mythenmetzchen Abschweifungen ein. Diese können aus einer fünfminütigen Kritikerbeschimpfung oder aus Arbeitszimmerbeschreibungen bestehen. Manchmal sind sie amüsant, manchmal aber auch so langatmig, dass sie einem fast die Lust am Weiterhören nehmen. Erträglich werden die Abschweifungen nur durch den großartigen Dirk Bach. Er liest Ensel und Krete erstklassig, nuancenreich und mit ungeahnter sprecherischer Vielfalt vor. Obwohl Ensel und Krete inhaltlich nicht mit anderen Zamonien-Romanen mithalten kann, lohnt sich das Märchen vor allem für jung gebliebene Erwachsene, denen Moers bereits ein Begriff ist. Thomas Zeller Walter Moers: Ensel und Krete. 2013, Eichborn, Sonderausgabe 10,99 Euro.