Kolumne Der Kampf um Weihnachten

Fühlen Sie sich manchmal wie der Grinch, die Hauptfigur einer US-amerikanischen Fantasykomödie, die Weihnachten hasst? Graut Ihnen vor den nächsten Tagen? Manch einer denkt sicherlich so: Weihnachten ist fürchterlich.

Wenn der Weihnachtsstress zu viel wird
Foto: TV/Friedemann Vetter

Schnee Fehlanzeige, die Fahrt zu den Liebsten endet im Stau, Geschenke sind nie passend und Ruhe gibt es auch keine.

Und wer sich heute oder am Montag auf den Weg in die Stadt macht, um noch ein Geschenk oder die Zutaten fürs Festessen zu besorgen, kann sicher sein: Es wird lange dauern, es wird voll, es wird das Gegenteil einer besinnlichen Vorbereitung. Übrigens: Wenn Sie denken, für Sie wäre das anstrengend, denken Sie einmal kurz an diejenigen, die im Laden stehen und den ganzen Tag Geschenke einpacken müssen, oder an diejenigen, die im Freien auf den Märkten auch bei Kälte in den Ständen stehen. Ich bewundere es, wenn mich etwa am 23. die Verkäuferin immer noch mit einem Lächeln berät.

Ganz nebenbei: Es sind solche Kleinigkeiten, die nicht nur vor und an den Festtagen zählen. Rücksicht auf andere zu nehmen, auf andere zuzugehen und es etwa nicht krumm zu nehmen, wenn es mal wieder etwas länger dauert.

Die meisten Deutschen feiern an Heiligabend immer noch die Geburt Jesu Christi. Wir erinnern uns an eine Flucht, an Hilfsbereitschaft und an ein Wunder, das alles überstrahlt. Die Weihnachtsgeschichte ist eine, die Kindern und Erwachsenen in aller Welt Mut machen sollte.

Es ist die Zeit, um innezuhalten. Es ist die Zeit der Zusammenkunft. Und es ist die Zeit, sich bewusst zu machen, wie gut es doch den meisten von uns geht. Natürlich gibt es Probleme und große Herausforderungen. Aber: Wir leben in einem Land, in dem den Schwächsten geholfen wird. Wir leben in einer Region, die lebens- und liebenswert ist. Und wir leben in Städten und Dörfern, um deren Zusammenhalt uns viele beneiden, ebenso wie um die Sicherheit vor Ort. Bei allen Wünschen nach Verbesserung: Unser Gesundheitssystem ist hervorragend, die Arbeitslosigkeit niedrig, Umweltschutz spielt eine große Rolle, der Lebensstandard ist hoch. Die Frage nach dem passenden Geschenk ist oft so schwierig, weil wir bereits viel besitzen.

Wenn wir uns das bewusst machen, ist Weihnachten doch eine wunderbare Zeit – für Christen, aber auch für dienjenigen, die eher dem Weihnachtsmann die Tür öffnen. Ganz nebenbei: Nicht nur die christliche Weihnachtserzählung endet gut. Auch der Grinch lernt das Fest zu schätzen. Das Rezept dafür: Die anderen gehen auf ihn zu, sie sehen ihm seine Fehler nach und sie begegnen ihm mit Liebe. Zu dick aufgetragen? Zu viel Hollywood-Kitsch? Dann versuchen Sie es doch einfach mit etwas mehr Gelassenheit. Zurück zum Anfang: Weihnachten ist warm sowieso gemütlicher. Zudem ist die Autofahrt ohne Schnee angenehmer. Und solange die Geschenke von Herzen kommen, ist es doch egal, ob es nun wirklich der erste Wunsch auf der eigenen Geschenkeliste war, der erfüllt worden ist oder eher Nummer 36.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schon jetzt ein schönes Wochenende und angenehme Feiertage!

t.roth@volksfreund.de

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