Kolumne Wilbert Corona hat ja auch was Gutes
Mein Freund Paul ist manchmal etwas sonderbar. Jetzt hat er behauptet, dass er mit Tieren sprechen kann. Also nicht so wie beim sprechenden Hund im Loriot-Sketch, wo der Wauwau nicht viel mehr als „Ohooohoooohooooh....“ hervorbringt.
Sondern so richtig.
Das hat mich natürlich neugierig gemacht. Denn ich habe mich schon oft gefragt, was diese pelzigen Mitbewohner so alles zu erzählen hätten. Und da Paul keine eigenen Tiere hat, hat er, das behauptet er zumindest, eine Straßenumfrage gemacht. So wie der TV das auch manchmal macht, wenn wildfremde Menschen in der Fußgängerzone erzählen sollen, was sie an Corona besonders doof finden.
Naja, das was Paul dann letztlich berichtet hat, klang fast glaubwürdig. Denn alle Vierbeiner, die er da so getroffen hat, haben erzählt, dass sie Corona richtig toll finden. Eine ältere Katzendame habe ihm verraten, dass sie nach Monaten im Tierheim jetzt bei einem jungen Paar untergekommen ist. Beide würden im Homeoffice arbeiten und sie ganz viel streicheln.
Der dicke Kater aus dem Haus nebenan habe erzählt, dass die Dosenöffner jetzt immer da seien und gleich ihrer Pflicht nachkommen, wenn er laut jammert. Allerdings habe er seitdem ein wenig an Gewicht zugelegt.
Ganz anders der Hund eines bisher wenig sportlichen Mittfünfzigers. Der wird jetzt ständig ausgeführt, weil man ja sonst nichts machen kann. Herrchen hat abgenommen, der Hund auch.
Paul hat jede Menge solcher Geschichten auf Lager. Die hören sich alle plausibel an. Aber trotzdem, dass er richtig mit den Tieren sprechen kann glaube ich nicht. Irgendwie aber dennoch tröstlich, wenn wenigstens irgendwer der Misere noch was Gutes abgewinnen kann.