Ran an den Spaten!

Wittlich · „Mensch Wilbert“, sagt meine Frau Wilma immer, „mach doch mal mehr aus dir!“ Ne, das ist einfach nicht mein Ding. Ich kann es nämlich gar nicht leiden, wenn Leute mit geschwellter Brust durch die Gegend laufen und so richtig was hermachen wollen. Sie kennen ja den Spruch: Wer angibt, … Da sitze ich lieber im Blaumann in meinem Gärtchen und trinke ein Glas Wein. Oder zwei.

Ganz anders als die Leute, die bei jeder Gelegenheit ihre Nase in die Kamera halten. Das kann ich auch nicht leiden. Sogar unter den Bürgermeistern soll es da ein paar solcher Gesellen geben, hat mein Kumpel Paul mir erzählt. Ich selbst weiß das nicht so genau, ich treffe ja so selten auf die feinen Leute … Sobald irgendwas in ihrem Dorf los ist, legen die gleich ein Mordstempo hin, um auf's Foto zu kommen, erzählt der Paul. Der guckt sich das Spektakel nämlich immer total gerne an, wenn die sich wie Superman mit wehenden Fahnen beim Kindergartenfest vor die Kinder werfen, Bändchen durchschneiden wie die Meister des textilen Gestaltens oder sich beim Spatenstich in Reih' und Glied positionieren und so tun, als würden sie selbst die Baugrube ausheben. Mit Helm - und Anzug. Manchmal müssen sogar der kleine Kevin oder Max herhalten und dem Onkel ein Händchen geben für's Foto. Sympathieträger nennt man so was, oder so. Und was wohl nach dem offiziellen Termin mit all den Spaten passiert? Werden die im Rathaus in einer Spaten-Aservatenkammer gebunkert? Oder als Trophäen in einer riesigen Vitrine im Wohnzimmer aufgebahrt? Also Leute, wenn das so läuft, dann werde ich nie Bürgermeister. Ich guck mir nämlich lieber meine Enkelkinder auf Fotos an.Aber ich hab mir gedacht: Ich lade demnächst auch mal die Presse zu einem Spatenstich ein. Für den neuen Misthaufen in meinem Hof. Dann kommt der demnächst auch mal in die Zeitung - mit Bürgermeister!

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