Wie werde ich Wallfahrtsort? Tipps vom Profi aus Klausen ...

Mensch Leute, hat sich mein Kumpel Eberhard mal wieder aufgeregt. Nur weil ich geschrieben habe, dass Wittlich ein neuer Wallfahrtsort werden könnte.

Darüber hat Eberhard fast einen Herzinfarkt gekriegt. Und da kann ihm auch keine gesegnete Kerze mehr helfen. Dann hat er Dampf abgelassen und mir Folgendes geschrieben:

Lieber Wilbert,
da schickt sich also das Säubrennerstädtchen mal wieder an, Wallfahrtsort werden zu wollen. Ja, wir Klausener wissen, dass den Titel viele gerne hätten. Auch wenn es nur ein Unternehmerwallfahrtsort sein soll, so einfach ist das nicht! Ihr braucht dazu Menschen, die kommen, mit ihren Sorgen und Nöten. Und wichtig: Die dann wieder befreit nach Hause gehen und euch Täfelchen schicken, wo was drauf steht. So in der Art "St. Simonfleisch hat geholfen". Und ihr braucht Helden, sowas wie unseren Ritter und Herrn Philipp von Esch, den sogenannten Komm-Hol-Mich, der bei den wirklich wichtigen Problemen des Lebens, wie einen Mann zu finden, hilft. Dazu kommen Rituale. Zum Philipp muss man ja sieben Mal hinpilgern und ihn an der Bampelbux ziehen. Das kann jeder, darüber spricht man nicht, aber es hilft. Und ein Genusswunder braucht ihr: so ein Fässchen, dass nie leer wird, gibt immer gute Geschichten. Es könnte natürlich auch ein Saubratenstand sein, an dem das Fleisch nicht ausgeht, während einer Bauphase an euren Parkplätzen beispielsweise. Und eins ist ganz wichtig, den schnöden Mammon darf man nicht über die eigenen Ideale stellen. Ja ja, das fällt Euch sicher schwer ... Was könnten wir Klausener ein Geld verdienen, mit Komm-Hol-Mich-Figuren für ans Bett zu stellen, dem man jeden Abend an der Bux ziehen kann und die dann Einschlafliedchen singen, wie "I'm falling in love", mit kleinen Weinfässchen, die doch mal leer werden, mit Erste-Hilfe-Köfferchen für seelische Notlagen und so weiter. Aber, machen wir das? Nein! Wir wollen für alle da sein und tun, was wir gut können: segnen. Was haben wir nicht schon alles mit Weihwasser getränkt: Traktoren, Kuscheltiere, Bobby-Cars, Autos, Motorräder und jetzt auch endlich Pferde. Ganz umsonst. So haben die Menschen noch Geld, um es in den dorfeigenen Geschäften und der Gastronomie auszugeben. Und die Wirte und Geschäftsleute singen dafür dann die inoffizielle Klausener Nationalhymne "Meerstern ich dich grüße" bei jeder Wallfahrtsgruppe, die schwer schnaufend, den Berg zur Kirche, hinaufkommt, und die Menschen schweben so schon zum Hauptportal herein. Das gibt Atmosphäre! Da staunst du, was so alles zu einem Wallfahrtsort gehört. Auf jeden Fall mehr als ein paar Steinchen-Souvenirs. Schick mir doch mal deine Vorschläge, wie ihr das für Wittlich umsetzen wollt. Da bin ich mal gespannt,
Dein Eberhard

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