Wild auf Kräuter

In der Ferne ist's am schlimmsten – das Schwamm-Syndrom. Da saugt man doch alles auf, weil es neu und interessant erscheint.

Sagt die österreichische Kräuterfrau: "Dös is a Gundermann, a hervorragends Küchenkraut." Die meisten werden es als Ärgernis im Rasen kennen. Sie mag es zum Würzen im Salat. Schnippel ich mir die Gundelrebe also auch in den Kartoffelsalat. Beim ersten Bissen erinnern sich meine Geschmacksnerven wieder: Das hast du vor 13 Jahren schon probiert. Da hat's dir auch nicht geschmeckt. Es war die Zeit, als mir klar wurde, warum die heute üblichen Salatkräuter Petersilie, Schnittlauch, Dill und Kerbel den Wegerich und Wiesenknopf, die Schafgarbe und das Gänseblümchen abgelöst haben.

Die Kräuterfrau lässt nicht locker: "Da streich' ma jetzt an Schokolad aus dem Wasserbad aufs Gundelrebenblatt." Das schmeckt schon besser. Das ultimative Freizeitgetränk braut sie mir schließlich mit einer Gierschlimo: eine Ranke Gundermann mit 15 Stängeln Giersch, etwas Pfefferminze und Zitronenmelisse in einem Liter Apfelsaft zwei Stunden im Kühlschrank ziehen lassen und mit einem Liter Mineralwasser und dem Saft einer Zitrone auffüllen.
Zu diesem Zeitpunkt hat mich das Wildkräuterfieber wieder gepackt. Zurück in der Heimat nehme ich mir das Buch "Beinwell, Bärlauch, Löwenzahn - Wild- und Heilkräuter aus der Mosel-Eifel-Hunsrück-Region" vor. Es liest sich spannend wie ein Reiseführer, trägt alle wichtigen geschichtlichen Aspekte zwei Dutzend heimischer Pflanzen zusammen, macht mit den kulinarischen und kulturellen Gepflogenheiten vertraut und zeigt, wofür welches Kraut gewachsen ist. Das Büchlein von Franz-Josef Dosio ist im Rhein-Mosel-Verlag erschienen und kostet 12,40 Euro.

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