Kolumne: Sanktionen sind ein stumpfes Schwert

Trier · Willkommen zurück im Kalten Krieg. Das noch junge Jahr 2014 wird einmal in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem sich die alten Lager neu bildeten und das Wort Sanktion wieder Bedeutung gewann.

Vom westlichen Standpunkt aus gesehen handelt es sich bei der Übernahme der Krim um einen moralisch höchst verwerflichen Akt, aber rechtfertigt er wirtschaftliche Strafmaßnahmen, wie beispielsweise einen Exportbann für Spitzentechnik?

Eine Sanktion ist per Definition eine Strafmaßnahme, die darauf ausgerichtet ist, konkrete Aktionen zu unterbinden und damit Normen durchzusetzen. Historisch gesehen waren Sanktionen fast immer ein Misserfolg. Als Japan vor mehr als 70 Jahren Korea und China besetzte, reagierte die USA mit einem Exportverbot von Rohstoffen. Der Kaiser und seine Generäle sahen sich daraufhin derart in die Enge getrieben, dass sie mit einem Angriff auf Pearl Harbor reagierten.

Ein Handelskrieg mit Russland hätte fatale Folgen für die deutsche Wirtschaft. Mehr als ein Drittel des deutschen Erdgases kommt aus Russland. Alternative Lieferanten sind knapp und teilweise dubios, wie beispielsweise der Iran. Die Erschließung dieser Quellen würde Milliarden Euro kosten. Knapp 6000 deutsche Firmen sind in Russland vertreten. Ihnen könnte die Verstaatlichung drohen. Jährlich werden zwischen beiden Ländern Waren im Wert von 80 Milliarden Euro gehandelt. Bricht dieser Handel ein, sind viele Arbeitsplätze in Deutschland in Gefahr.

Durch harte Wirtschaftssanktionen wird Russland zu Partnern, wie China, getrieben. Die Folge: Der europäische Einfluss auf die Machthaber würde weiter sinken. Zudem zeigt das Beispiel Nordkorea, dass Strafmaßnahmen keinen Regierungswechsel fördern, sondern nur das Elend der Bevölkerung. Sie führen zu Leid und Hass. Russland wäre damit auf lange Zeit nicht mehr für europäische Werte zu gewinnen.

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