Meine Wirtschaftswoche: Warum die Frauenquote ihr Ziel verfehlt

Lange hat sich die Union gesträubt, dann haben die Unterhändler bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen doch Ernst gemacht und eine Frauenquote für die Spitzenpositionen deutscher Konzerne beschlossen.

Allerdings setzt diese Entscheidung an der falschen Stelle an. Bevor es um das Top-Management geht, sollten sich die Firmen zunächst um die Frauen auf der zweiten und dritten Führungsebene kümmern. Dort heißt das Dilemma Unvereinbarkeit von Familie und Beruf und nicht fehlende Frauenquote.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat das auf dem Leipziger Parteitag gut auf den Punkt gebracht: Seine Partei habe sich zu lange mit dem "Penthouse der Gleichberechtigung" befasst, also den oberen Etagen, und zu wenig mit dem Erdgeschoss und dem ersten Stock.

Erst wenn das Schlagwort familienfreundliches Unternehmen Realität wird, werden sich genügend Frauen finden, die trotz Kindern Mut zu einer Management-Karriere haben. Der Weg an die Firmenspitze führt nun mal über jahrelange Führungserfahrungen auf den unteren und mittleren Ebenen.

Von diesem Karriereweg sind viele hochqualifizierte junge Frauen aber schon deshalb ausgeschlossen, weil dieser in den meisten Betrieben für Teilzeitkräfte ausgeschlossen ist. Und sind diese Hürden ausgeräumt, dann braucht es Zeit, damit sich Managerinnen ihren Weg nach oben bahnen können.

Die jetzt beschlossene Frauenquote ist nicht nur für die Gleichberechtigung, sondern auch für die Wirtschaft gefährlich. Was passiert, wenn Aufsichtsräte nicht mehr nach Eignung, sondern nach Quote besetzt werden, zeigen die Skandale um die Landesbanken. Der Steuerzahler musste mit vielen Milliarden Euro für das Versagen von unfähigen Politikern geradestehen, die nicht imstande waren, ihre Kontrollaufgaben wahrzunehmen. Eine Frauenquote ohne ausreichende Berücksichtigung von Qualifikationen läuft Gefahr, genau diese Fehler zu wiederholen.

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