Meine Wirtschaftswoche

Steht Europa vor einem großen Umbruch? In Schottland entscheiden in der kommenden Woche fünf Millionen Einwohner, ob man sich von Großbritannien lossagt und die eigene Unabhängigkeit ausruft. Seit 1707 ist Schottland ein Teil Großbritanniens, seit 1997 gibt es ein eigenes Parlament und weitgehende Autonomie.

Lediglich bei den Steuern haben die Schotten nichts zu vermelden. Die dominierende Scottish National Party sieht das Land dank seines Ölreichtums bestens für die Unabhängigkeit gerüstet. Doch die Wirtschaft spielt den um Autonomie ringenden Politikern nicht in die Karten. Die Ölmultis BP und Shell sprechen sich gegen eine Abspaltung aus, die schottischen Großbanken drohen nach London "auszuwandern". Die Angst vor der Abspaltung treibt aber nicht nur die Wirtschaft um. Sollte Schottland seine Eigenständigkeit beschließen, müsste es beispielsweise eine Aufnahme in die EU beantragen. Doch dafür müssten alle Mitgliedstaaten stimmen. Gerade aber Belgien und Spanien könnten den kaledonischen Separatisten die Tür zuschlagen. In Spanien hat die Zentralregierung gerade ein Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens am 9. November als illegal zurückgewiesen. In Barcelona gingen 1,8 Millionen Menschen auf die Straße, um für die Abspaltung zu protestieren. Ähnliche Autonomiewünsche hegen die Flandern in Belgien. Dahinter steckt aber eben nicht nur der Wunsch nach Brauchtum, Tradition und eigener Sprache, sondern vor allem auch nach Geld und mehr Wohlstand. Reiche Regionen wollen sich von den armen Geschwistern lossagen, um sie nicht durchfüttern zu müssen. Mal sehen, wie die Bayern reagieren.

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