Politiker gehören nicht in Aufsichtsräte

Diese Woche war ein Fiasko für die deutsche Unternehmenskultur. Sie hat gezeigt, dass das aktuelle System bestehend aus einem Vorstand, der entscheidet, und einem Aufsichtsrat, der kontrolliert, nicht mehr funktioniert.

Die Politiker haben daran besondere Schuld. Denn sie betrachten die Aufsichtsräte der Republik weniger als wichtige Kontrollgremien, sondern schlicht als Versorgungsposten für altgediente Parteigänger. Das zeigt sich beispielsweise bei der Bayern LB, bei der sich die CSU-Vertreter per Dekret komplett aus der Verantwortung ziehen wollten und lässt sich bei Thyssen-Krupp fortsetzen.
Hier saß bis vergangenes Jahr SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im obersten Kontrollgremium und ließ sich 60.000 Euro im Jahr dafür zahlen, dass er an maximal fünf Sitzungen inhaltlich kaum etwas beizutragen hatte. Ausgenommen natürlich seine Hilfe bei der Forderung nach günstigerem Industriestrom.
Die Krone setzt dieser Entwicklung jedoch der Berliner Flughafen auf. Hier haben die Kontrollgremien komplett versagt, sei es bei der Kostenkontrolle, bei der Abnahme des Baufortschritts oder der Überprüfung des Projektmanagements. Die Folgen sind immer wieder Milliardenschäden, die der Steuerzahler übernehmen muss.
Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Unternehmenskontrolle muss professionalisiert werden. Aufsichtsräte müssen neben Sachkenntnis auch einen Widerspruchsgeist gegenüber dem Vorstand besitzen, und sie sollten dieses Amt hauptberuflich ausüben. Nur so können sie ihren Kontrollpflichten vernünftig nachkommen und Pleiten wie bei den Landesbanken, dem Nürburgring oder dem Berliner Flughafen verhindern. Für aktive Politiker würde das zwar geringere Nebeneinnahmen bedeuten, der Allgemeinheit aber viel Geld für teure Fehlentscheidungen sparen.

t.zeller@volksfreund.de

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