Die Woche im Blick Heiße Luft um den Wärmepumpe-Deal

Meinung · Die Interpretationen zum Verkauf der Klimasparte des deutschen Unternehmens Viessmann sind etwas verkürzt. Sie lassen die Komplexität hinter unternehmerischen Entscheidungen außen vor.

Zum Verkauf von Viessmann
Foto: dpa/Nadine Weigel

Es ist eines der Themen, zu denen plötzlich fast jeder Politiker eine eigene Interpretation hat: der Verkauf der Klimasparte des deutschen Unternehmens Viessmann an den US-Konkurrenten Carrier Global. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) versucht ähnlich wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Verkauf als Erfolg zu verkaufen, weil damit etwa Wärmepumpen für Verbraucher günstiger werden könnten. Andere Stimmen kommen vom Koalitionspartner FDP. Deren Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte dem „Handelsblatt“, „die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck wirkt sich negativ auf die deutsche Wirtschaft aus“.

Schnell zu erkennen ist: Beide Interpretationen sind nicht nur etwas verkürzt. Sie lassen die Komplexität hinter unternehmerischen Entscheidungen außen vor. Nur ein klein wenig ausführlicher dazu: Erstens sieht Viessmann die Chance, vor notwendigen weiteren großen Investitionen mit einem starken Partner die Marktmacht zu stärken. Zweitens ist gerade deswegen – es muss viel Geld in die Hand genommen werden und Konkurrenten auch aus Asien haben den Wärmepumpenmarkt im Blick – gerade eine gute Chance, viel Geld für den Verkauf zu erhalten. Drittens ist ein US-Unternehmen als Käufer möglicherweise ein geeigneter Partner, auch mit Blick auf die politischen Abhängigkeiten. Dennoch darf eines ebenfalls nicht verschwiegen werden. Die Entscheidungen werden – trotz der 20 Prozent, die Viessmann am US-Unternehmen erhalten soll, – nicht mehr in Deutschland getroffen. Und die USA stehen unter Joe Biden weiter für eine Wirtschaftspolitik, die zunächst die eigenen Interessen im Blick hat. America first gilt in diesem Bereich bei Demokraten genauso wie bei Republikanern.

Was prinzipiell gefährlich ist: Die deutsche Industrie kämpft mit Standortproblemen: Bürokratie, Steuerbelastung, Energiepreise sind nur drei Punkte, die fast alle Unternehmer bei uns als wenig attraktiv empfinden. Dazu gibt es leider wenig ernsthafte Diskussionen oder gar Lösungsvorschläge in der Politik. So bleibt in der Diskussion um den Firmenverkauf vor allem viel heiße Luft.

t.roth@volksfreund.de

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