Mit Käppi und Trillerpfeife für bessere Bezahlung - Mehrere Hundert Amtsärzte aus ganz Deutschland protestieren in Trier

Trier · Ohne bessere Bezahlung der Ärzte finden Gesundheitsämter keine neuen Mediziner mehr und können den Gesundheitsschutz der Bevölkerung nicht mehr garantieren. Das befürchtet der Berufsverband der Amtsärzte.

 Amtsärzte protestieren: Mehrere Hundert Ärzte aus ganz Deutschland demonstrieren anlässlich ihres Bundeskongresses in Trier gestern für eine bessere Bezahlung. Sie wollen genauso viel verdienen wie Krankenhaus-Ärzte, da es ansonsten schwer werde, Nachwuchs für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu finden.

Amtsärzte protestieren: Mehrere Hundert Ärzte aus ganz Deutschland demonstrieren anlässlich ihres Bundeskongresses in Trier gestern für eine bessere Bezahlung. Sie wollen genauso viel verdienen wie Krankenhaus-Ärzte, da es ansonsten schwer werde, Nachwuchs für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu finden.

Foto: Andreas Sommer

Ein ungewohntes Bild: Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes, steht in weißem Arztkittel und mit oranger Mütze auf dem Kopf und gleichfarbiger Trillerpfeife im Mund auf dem Trierer Viehmarkt. Über 200 seiner Kollegen aus 400 Gesundheitsämtern in Deutschland haben sich vor der Europahalle versammelt, wo zeitgleich der Bundeskongress der Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen stattfindet. Unter den Demonstranten ist auch der Leiter des für die Gesundheitsüberwachung in Deutschland zuständigen Robert-Koch-Instituts, Reinhard Burger. Die Teilnehmer demonstrieren für eine bessere Bezahlung. Zwischen 600 und 1500 Euro weniger verdiene ein Amtsarzt im Vergleich zu einem Klinik-arzt, erläutert Michels.

Damit werde es schwer, Nachwuchs für die Ärzte in den Gesundheitsämtern zu finden, sagt Ute Teichert-Barthel. Sie ist Leiterin des Gesundheitsamtes in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitswesen. Die meisten der Amtsärzte haben früher in Krankenhäusern gearbeitet, sind dann zumeist wegen der besseren Arbeitsbedingungen, in den öffentlichen Dienst gewechselt.

Doch seit sich die Bezahlung in den Krankenhäusern verbessert habe, sei für viele ein Wechsel in die von den Kommunen getragenen Ämter keine ernsthafte Alternative mehr, so die Verbandsvorsitzende. Seit Herbst vorigen Jahres verhandelt der Verband mit den kommunalen Arbeitgebern über eine Anpassung der Gehälter der angestellten Amtsärzte. Sie verlangen das gleiche Gehalt wie Klinikärzte.

Wenn es nicht zu einer besseren Bezahlung komme und auf Dauer der Nachwuchs ausbleibe, könnten viele der Aufgaben wie etwa die Kontrolle der Krankenhaushygiene nicht mehr wahrgenommen werden, warnt Michels. In den nächsten Jahren könne ein Drittel der Stellen nicht mehr besetzt werden. "Wir werden handlungsunfähig werden", sagt Michels. Vor allem beim Ausbruch von Infektionen oder bei Katastrophen könnte das Auswirkungen auf den Gesundheitsschutz der Bevölkerung haben. Laut Michels fehlen in fast allen rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern Ärzte, im Trierer Amt ist seit einiger Zeit eine Stelle unbesetzt - ein Bewerber ist nicht in Sicht.
Sie habe Verständnis für die Wut der Amtsärzte, sagt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD). "Wir müssen uns ernsthafte Sorgen um den öffentlichen Gesundheitsdienst machen."

Sollte keine Bewegung in die Tarifverhandlungen kommen, schließen die Amtsärzte Streiks nicht aus. "Notfalls auch mit den Klinikärzten", kündigt Michels an.

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