Mit Märchen auf Erfolgskurs

FEYEN. Verein mit Seltenheitswert: Bereits seit 1921 spielen Akteure des Theatervereins Trier-Feyen auf der Laienspielbühne. Klar, dass das 85-jährige Vereins-Bestehen gebührend gefeiert wird.

Keiner der heute Aktiven war dabei, als 1921 der Theaterverein Trier-Feyen gegründet wurde. Der Vereins-Chronik zufolge fand sich damals eine Handvoll junger Männer in der Wirtschaft "Mohrs Garten" zusammen, um den Verein aus der Taufe zu heben. Damit begann eine Erfolgsgeschichte, die wohl keiner der damals Verantwortlichen je für möglich gehalten hätte. "Wir haben keine Nachwuchssorgen", freut sich die erste Vorsitzende, Sabine Schulz-Gerhardt, über ein lebendiges Vereinsleben. Momentan spielen rund 30 Akteure für ihr Publikum, das aus kleinen und großen Leuten besteht.Winterzeit ist Märchenzeit

Noch bis Mitte Februar steht das traditionelle Märchenstück, das immer im Winterhalbjahr gegeben wird, auf dem Spielplan. "Wir kommen immer wieder gerne zu den Gebrüdern Grimm zurück", erzählt die seit 2001 amtierende Vorsitzende. Bei so einer Vielzahl von Aufführungen versteht es sich von selbst, dass Wiederholungen vorkommen. Während die Geschichte bleibt (derzeit "Dornröschen"), wechseln viele der Hobby-Schauspieler öfter. Der Grund: Viele fangen schon im zarten Kindesalter als Darsteller an. So kommt es nicht selten vor, dass ein "Kinderstar" von vor 15 Jahren heute eine große Rolle als Erwachsener spielt, wie zum Beispiel Julia Ballmann, die in der aktuellen Produktion Dornröschen mimt. Bemerkenswert ist das breite Altersspektrum bei der Schar der Aktiven. Bestes Beispiel dafür, dass man mit 73 Jahren längst noch nicht zum alten Eisen gehört, liefert Fred Dewald als Wächter im Schloss von Dornröschens Eltern. Nur die Altersgruppe "junge Männer" ist dünn gesät, so dass Theaterspiel-Einsteiger gerne gesehen sind, gesteht Sabine Schulz-Gerhardt. Die Aktiven bringen nicht nur Freude durch ihr Spiel, sondern erleben auch selbst Freude: Einmal durch den Applaus des Publikums und zum anderen dadurch, dass der Verein seinen Mitgliedern auch etwas bietet. Seit 2001 besuchen sie einmal im Jahr ein hochkarätiges, professionelles Musical. Sabine Schulz-Gerhardt: "Den Bus haben wir immer ruckzuck voll." Auch an nicht vereinstypischen Anlässen beteiligt sich der Verein, unter anderem im Vorfeld des Weltjugendtages 2004, als historische Personen wie Hildegard von Bingen oder die Heilige Helena auf dem Domfreihof dargestellt wurden. Traditionell wird auch Fastnacht gefeiert - immer am Samstag vor Fastnachts-Samstag, ebenfalls im Pfarrsaal St. Valerius. Die Märchen haben sich als "Selbstläufer" etabliert, erzählt die Vorsitzende, aber auch die Stücke für die Erwachsenen erfreuten sich großer Beliebtheit. "Unsere Darsteller engagieren sich ungemein", lobt Sabine Schulz-Gerhardt. Laienschauspiel mit Niveau

Ganz besonders viel Mühe gebe sich die Spielleiterin Bärbel Ballmann. Dies fange bei der Auswahl von Stücken und Personen an und höre keinesfalls bei der Generalprobe auf. "Wir legen Wert auf Niveau", sagt Bärbel Ballmann, und die Vorsitzende ergänzt: "Klamauk mögen wir nicht." Echte Begeisterung zeigt sich bei den kleinen Darstellern. Avelina Heilmaier, die "Kleine Rose" in Dornröschen, verrät keck, dass sie nur einmal proben musste, die Rose richtig zu halten: "Sonst sieht mich ja keiner." Lena von Drathen, die schon einige Male mitgespielt hat, gesteht: "Ich habe ganz spät angefangen mit dem Auswendiglernen." Das nächste Erwachsenen-Theater (und noch viel mehr) ist geplant für das 85. Jubiläum am 16. und 17. September.

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