Mit reichlich Köpfchen gutes Geld verdienen

Die Bereiche Kultur, Kunst und Kreativität sollen künftig als Wirtschaftsfaktor in Trier eine gewichtigere Rolle spielen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die ein Institut der Universität mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz für die Stadt erstellt hat.

 Start in Trier: Miranda Konstantinidou (Zweite von links) bei der Geschäftseröffnung in der Konstantinstraße, ist heute weltweit als Schmuckdesignerin erfolgreich. TV-Foto: Archiv Sybille Schönhofen

Start in Trier: Miranda Konstantinidou (Zweite von links) bei der Geschäftseröffnung in der Konstantinstraße, ist heute weltweit als Schmuckdesignerin erfolgreich. TV-Foto: Archiv Sybille Schönhofen

Trier. Unter Kultur- und Kreativwirtschaft versteht man Design und Gestaltung, Architektur, Kommunikation, Kultur- und Eventmanagement, Kunsthandwerk, Marketing-Agenturen, neue oder alte Medien, Software-Entwicklung und etliches mehr. Genau abgegrenzt ist das Feld nicht, aber es boomt. "Vor fünf Jahren war das noch völlig fremd, aber inzwischen hat man die Kultur- und Kreativwirtschaft bundesweit als Wachstumsbranche erkannt", sagt der Mainzer Wirtschaftsminister Hendrik Hering.

Und genau darin, da ist sich Hering mit OB Klaus Jensen einig, steckt eine Chance für Trier. Die Nähe zu Luxemburg, das hohe Touristenaufkommen: Da müsse sich mit Kultur und Kreativität doch Geld verdienen lassen. Deshalb hat das Land auch die Studie des Taurus-Institutes an der Uni über die Potenziale dieses Wirtschaftszweigs in Trier finanziert.

Die Ergebnisse geben Jensen recht, der die Kreativwirtschaft neben der Logistik und der Gesundheitsbranche zu den "drei großen Entwicklungsbereichen" seiner Stadt rechnet. Auch Triers Wirtschaftsdezernent Thomas Egger verweist auf die Studenten von Uni und FH, die als Mode- und Kommunikationsdesigner, Medienwissenschaftler, Marketingleute, Eventmanager oder Informatiker den idealen "Treibsatz" für einen erfolgreichen Sektor in Trier liefern.

Zurzeit sind rund 350 der 4500 in Trier gemeldeten Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft zuzurechnen.

Das liegt nahe am Landesschnitt von 7,1 Prozent, bleibt aber weit hinter den Möglichkeiten Triers zurück. Um herauszufinden, woran das liegt, haben die Taurus-Forscher um Klaus Sauerborn in Interviews und Workshops die Betroffenen gefragt. Ergebnis: Es fehlt in Trier an Beratung, Koordination und gemeinsamer Vermarktung für Kulturmacher und kreative Köpfe. Und es fehlt an Vertrauen, dass die Stadt daran ernsthaft etwas ändern will. Für Gründer wird zu wenig getan, aber sie schaffen es auch selbst nicht, sich zu vernetzen.

Dazu kommt, dass das Image der Stadt durch die Antike dominiert wird. Überregional gilt Trier als konservativ, die kreativen Akzente von Deutschlands ältester Stadt sind zu wenig bekannt - Folgen von Defiziten beim Stadtmarketing.

Jensen und Egger wollen die Probleme nun zügig angehen. "Es darf nicht beim Beschwören bleiben, Veränderungen müssen organisiert werden", sagt der OB.

Möglichst bald soll ein "Lotse" in der Stadtverwaltung die Betreuung potenzieller Gründer und die Koordination des Kultur- und Kreativbereichs übernehmen. Im Wirtschafts- und Kulturdezernat hat eine Gruppe die Arbeit aufgenommen, die neue Ansätze für die Vermarktung und das Image der Stadt entwickelt. Sie könne durch kompetente externe Mitglieder verstärkt werden, stellt Egger in Aussicht. Derweil denkt OB Jensen über ein Gründerzentrum nach und bringt dabei die Jäger-Kaserne in Trier-West ins Gespräch.

Die Verwaltung werde die Initiative ergreifen, verspricht Jensen. Aber er erwartet auch von den kreativen Köpfen, dass sie sich einbringen. "Nur wenn sie ihren Bedarf artikulieren, kann sich etwas bewegen."

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