Mozart mit brennendem Bett

TRIER. Tief in die Trickkiste greifen die Trierer Theatermacher. So feiert während des Cafés die Power-Point-Präsentation der Kulissen und Kostüme Premiere. In Mozarts "Entführung aus dem Serail", deren Premiere am Sonntag stattfindet, wird gar ein brennendes Bett auf der Bühne stehen. Kleine Vorab-Szenen machen den Zuschauern Lust auf die kommende Saison, die neben Mozart auch einen Brecht-Schwerpunkt verspricht.

"Das Stück ist ja fast jedem ein Begriff, ich hoffe nur, dass sie die Inszenierung nicht zu extrem gestalten werden", wünscht sich eine Konzer Besucherin der Matinée. Es geht um den Mozart-Klassiker "Die Entführung aus dem Serail". Dass man auf Seiten der Theaterleute weder frischen Wind noch Neuerungen scheut, zeigt schon der Beginn der Sonntags-Veranstaltung.Neu im Ensemble: Thomas Schobert

Dramaturg Peter Larsen begrüßt die Zuschauer direkt aus seinem Schlafgemach. Er hat es sich sogar an der Seite einer Frau im Bett gemütlich gemacht. Neben ihm liegt Regisseurin Aurelia Eggers in den Laken. Was folgt, ist aber durchaus feiertagstauglich: Ein kurzweiliger Plausch, der sowohl die Verantwortlichen als auch die nahende Inszenierung erläutert. So erfährt man, dass Frau Eggers sich selbst durchaus im klinisch-weißen Kittel vorstellen könnte ("Wenn es mit der Regie mal nicht mehr klappt, dann studiere ich Medizin, die Zulassung dazu habe ich."). In Anbetracht von über 20 erfolgreichen Inszenierungen innerhalb von vier Jahren ist diese Realisierung aber eher unwahrscheinlich. Hautnah kommt man auch dem neuen Ensemblemitglied Thomas Schobert. Mit seiner Statur, dem Bartwuchs und der sonoren Bassstimme erinnert er an einen großen Teddybären. Generalmusikdirektor István Dénes strahlt, wenn er seinen neuen Schützling singen sieht: er weiß, mit welch gewichtigem Pfund er wuchert. Schoberts Stimmmodulationen kommen ebenso beim Publikum an wie sein natürlich-sympathischer Humor. Ein Humor, der zu seiner Rolle des brutalen Osmin so gar nicht passen mag. Dass er durchaus anders kann, zeigt sich in der Bar-Szene mit Pedrillo oder auch dem kraftvollen Männer-Terzett "Marsch, marsch, marsch". "Es erinnert irgendwie an einen amerikanischen Actionfilm", kommentiert Matinée-Moderator Larsen. Schoberts Premiere ist gleich eine dreifache: Trier, Osmin und ein festes Engagement - all das ist Neuland für ihn. Erfahrener ist da Peter Singer, der an diesem Nachmittag völlig probenfrei ins kalte Wasser springt, und eine Szene aus "Mein Leben mit Mozart" präsentiert. Mit enormer Sensibilität verkörpert er den komplex-beladenen Autor, der in seinem Werk fiktive Briefe an Mozart schreibt. Das Theater Trier hat die Rechte für die deutsche Erstaufführung dieses Eric-Emmanuel Schmitt-Stücks bekommen. Die Inszenierung wurde sogar zur Chefsache, so begeistert war Gerhard Weber, als ihm Peter Oppermann das Buch in die Hände drückte. Eine dritte Premiere findet bereits einen Abend vor der großen Entführung statt. An einem jugendkompatiblen Ort wird das von Mozart bereits mit zwölf Jahren geschriebene Singspiel aufgeführt: in direkter Nachbarschaft zum Theater, und zwar in der Kneipe "Miss Marple's". "Es handelt sich um eine Teenie-Liebesgeschichte, und da passt eine Kneipe als Spielort einfach", ist sich Regisseurin Indira Rautenberg sicher.

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