Musik ist sein Ein und Alles

REINSFELD. (LH) "Ja, hier ist das Fernsehen. Und das Lösungswort heißt Topf", sagt Hermann Stüber (Foto: Ludwig Hoff) am Telefon und schmunzelt dabei. "Ich habe meinen Spaß, aber manchmal geht es kräftig auf die Nerven", bekennt der Reinsfelder, "dann, wenn nachts um zwei das Telefon klingelt." Stübers Telefon-Nummer ist fast identisch mit der eines privaten Fernsehsenders.

Verdreht der Preisausschreiben-Mitspieler eine Zahl, dann landet dieser mitunter in Reinsfeld. Trotz unzähliger Fehlanrufe lässt sich Hermann Stüber den Humor nicht nehmen, denn der gehört zu seiner Lebensphilosophie. Seine Freude hat Stüber auch im heimischen Musikverein, wo er seit 50 Jahren aktiv mitwirkt. Um sich mehr als nur in einem Verein einzubringen, hatte der gelernte Kaufmann keine Zeit. Die leitende Funktion in einer saarländischen Firma mit 1600 Beschäftigten in ihren Glanzzeiten ließ keinen Raum für weiteres ehrenamtliches Engagement. Vielleicht ist dies der Grund, warum Stüber auf "seinen" Musikverein (MV) nichts kommen lässt. Ehre, wem Ehre gebührt: Anfang des Jahres wurde der waschechte Hochwälder (geboren und aufgewachsen in Reinsfeld) zum Ehrenmitglied des MV ernannt. Damit würdigte der Verein Stübers 50-jährige aktive Mitgliedschaft. Fehlen war für ihn stets ein Fremdwort. Selbst wenn er erst kurz zuvor von einem beruflichen Auslandsaufenthalt zurück war, besuchte er die Probe. "Den Koffer hat er in die Ecke gestellt, und weg war er", sagt Stübers Ehefrau. Samstags war Probe und sonntags ging es auf Tour - zu Gast-Auftritten bei befreundeten Vereinen. Eine weitere Ehrung wurde Stüber zuteil: Der Landesmusikverband Rheinland-Pfalz würdigte seine Verdienste mit dem Ehrenbrief. Um 1954 auf den Reinsfelder Musikverein aufmerksam zu werden, brauchte es keinen Anstoß, zum Beispiel von den Eltern. "Ich wollte Musik machen, deshalb bin ich hingegangen", erinnert sich Stüber. Den Schritt habe er nie bereut. Ein Arbeitsunfall 1958 hätte ganz fatale Folgen haben können. Das Malheur kostete Stüber zwei Finger seiner rechten Hand. Von da an war das Spiel auf der herkömmlichen Trompete nur noch eingeschränkt möglich. Und so legte er sich auf eigene Kosten (der Verein hatte dafür kein Geld) eine Jazztrompete zu. Da befinden sich die Ventile nicht an der Seite, sondern oben in der Mitte. Stüber lernte um und hielt fortan sein Instrument in der rechten Hand. Es funktionierte: Die drei Ventile betätigte er mit seiner linken Hand. "Keine einfache Angelegenheit für einen Rechtshänder", erinnert er sich. Und auch daran, dass er nach Trier fuhr, um das Instrument in dem legendären Trierer Musikgeschäft Schellenberg zu erstehen - für damals stolze 100 Mark. Die stotterte Stüber monatlich in kleinen Raten ab. Seine musikalische Karriere begann allerdings im Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Reinsfeld. "Der machte 1952/53 dicht, und so bin ich 1954 in den Musikverein gewechselt." Dem will Stüber auch in Zukunft die Treue halten: "Wenn denn Gott will", blickt er optimistisch in die Zukunft. Der Musikverein sei dabei, neue Uniformen anzuschaffen. "Ich bekomme auch noch eine", sagt Stüber stolz mit einem Augenzwinkern. Unter den vielen Ausflügen in Sachen Musik gab es für Stüber ein "absolutes Highlight": Dies war die Konzertreise mit dem Orchester der Verbandsgemeinde Kell am See 1997 nach Brasilien. "Einfach einmalig", zehrt der Musiker noch heute von den Eindrücken aus dem fernen Land. In seiner großzügiger bemessenen Freizeit als Pensionär betätigt sich Stüber neben der Musik noch als Bienenzüchter und Imker. Auch handwerklich gibt es beim Förderverein des MV öfter mal was zu tun. Die Jahre, da der 65-Jährige "mit unserer Clique" im Männerballett tanzte, sind natürlich längst vorbei. Aber den eigenen Garten hat Stüber nach seinem Berufleben neu entdeckt.

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