Kopenhagen Als dienstälteste Monarchin ins neue Jahr: Die dänische Königin Margrethe II.

Kopenhagen · Margrethes unentwegtes Strahlen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht nur eitel Sonnenschein herrscht im Staate Dänemark. Die Monarchin hat wegen diverser Unwägbarkeiten ein bewegtes Jahr hinter sich.

Königin Margrethe sitzt seit 50 Jahren auf dem dänischen Thron – und denkt nicht daran, diesen zu räumen.

Königin Margrethe sitzt seit 50 Jahren auf dem dänischen Thron – und denkt nicht daran, diesen zu räumen.

Foto: dpa/Martin Sylvest

Es war ein turbulentes Jubiläumsjahr für die dänische Königin. Erst der umständliche Aufschub der großen Feierlichkeiten zu ihrem 50-jährigen Thronjubiläum aufgrund der Corona-Pandemie, dann Monate später noch einmal umfassende Planänderungen wegen des Todes der britischen Königin Elizabeth II. Als wäre das nicht Stress genug für eine Über-80-Jährige, sorgte eine Entscheidung der Regentin für öffentlichen Ärger mit ihrem Sohn Prinz Joachim. Wie geht es für die 82 Jahre alte Dänin – die seit dem Queen-Tod die am längsten amtierende Monarchin der Erde – im Jahr 2023 nun weiter?

Zunächst einmal ohne eine Cousine dritten Grades. Queen Elizabeth II. ist tot, womit Margrethe nicht nur eine entfernte Verwandte, sondern auch ein langjähriges Vorbild verloren hat. Nachdem Margrethe am 14. Januar 1972 den Thron von ihrem verstorbenen Vater Frederik IX. geerbt hatte, schaute die junge Königin in Kopenhagen zur Queen in London auf. Elizabeth II. machte sich auf, ihrem Königreich über Jahrzehnte mit Hingabe und Würde zu dienen – Margrethe II. tat es ihr als Regentin über Dänemark, Grönland und die Färöer-Inseln gleich. Dabei entwickelte sie obendrein ein großes Interesse und Talent für Kunst und Kultur – und einen berüchtigten Zigarettenkonsum, den sie jedoch seit einiger Zeit eingeschränkt haben soll.

Plötzlich starb sie dann, die so große wie zierliche Queen. „Ihre Mutter war mir und meiner Familie sehr wichtig. Sie war eine überragende Persönlichkeit unter den europäischen Monarchen und eine große Inspiration für uns alle“, würdigte Margrethe die Verstorbene in einem mitfühlenden Brief an den Queen-Sohn Charles, den sie darin bereits als „Seine Majestät König Charles III.“ bezeichnete.

Die Todesnachricht aus dem Vereinigten Königreich erreichte Margrethe nur zwei Tage vor den großen Feierlichkeiten zu ihrem 50-jährigen Thronjubiläum. Wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante zum Jahresstart waren diese Feste vom eigentlichen Stichtag im Januar in den September verschoben worden. Margrethe reagierte: Manches wurde nochmals aufgeschoben, einzelne Galaveranstaltungen mit anderen nordischen Königspaaren und Staatsoberhäuptern dennoch abgehalten.

Eine Kutschfahrt und ein Empfang im Kopenhagener Rathaus, bei dem sie ihrem Volk strahlend zuwinkte, wurden aber erst mit etwas Abstand im November nachgeholt. Rot-weiße Dänemark-Fähnchen wedelnd konnten die Dänen ihre oberste Landsfrau doch noch hochleben lassen. Mit lauten „Hurra! Hurra! Hurra!“-Rufen feierten sie ihre Königin – direkt nach dem Tod der Queen hätte das durchaus pietätlos gewirkt.

Der im dänischen Volk sehr beliebten Monarchin ist damit ein Spagat zwischen Feiern und Zurückhaltung gelungen – da war er wieder, der ihr oft nachgesagte Pragmatismus. Mit diesem hatte sie zuvor auch eine schwierige Entscheidung mit Folgen gefällt: Ende September hatte sie verkündet, dass die vier Kinder ihres zweiten Sohnes Prinz Joachim (53) vom neuen Jahr an ohne ihre Prinzen- und Prinzessinnentitel auskommen müssen. Ab dem 1. Januar 2023 gelten sie somit nur noch als Grafen beziehungsweise Gräfin von Monpezat.

Zu welcher Enttäuschung dies bei Joachims Familie führen würde, das hatte Margrethe nicht kommen sehen. „Ich habe meine Entscheidung als Königin, Mutter und Großmutter getroffen, aber als Mutter und Großmutter habe ich unterschätzt, wie sehr sich mein jüngster Sohn und seine Familie betroffen fühlen“, ließ sie mitteilen. Neben ihrem Bedauern machte sie aber auch klar, dass es ihre Pflicht und auch ihr Wunsch sei, die Monarchie zeitgemäß zu entwickeln. „Das erfordert manchmal, dass schwierige Entscheidungen getroffen werden, und es wird immer schwierig sein, den richtigen Zeitpunkt zu finden.“

Die Dänen können diesen schwierigen Schritt jedoch nachvollziehen, wie es scheint. Kurz vor Weihnachten zeigte eine Meinungsumfrage im Auftrag des Senders TV2, dass 53 Prozent der Befragten den Entschluss guthießen. Nur 19 Prozent hielten ihn für schlecht.

Letztlich wollte Margrethe mit ihrer umstrittenen Entscheidung die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Joachims Kinder Nikolai (23), Felix (20), Henrik (13) und Athena (10) stärker auf eigenen Beinen stehen können. „Niemand sollte daran zweifeln, dass meine Kinder, Schwiegerkinder und Enkel meine große Freude und mein ganzer Stolz sind“, betonte sie. Nach einigen Wochen war der Hoffrieden wieder einigermaßen hergestellt. Was gefehlt habe, sei Kommunikation gewesen, sagte Joachim. Aber auch: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

(dpa)
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