Corona-Krise Warum Ingenieuren im Land Insolvenzen drohen

Winterspelt/Mainz · Geht es darum, Straßen, Kitas, Brücken und kleine Bushaltestellen zu bauen, braucht es Pläne von Ingenieuren. Doch viele von ihnen bangen in der Corona-Krise um die Existenz. Horst Lenz, der in Winterspelt (Eifelkreis Bitburg-Prüm) arbeitet, ist Präsident der rheinland-pfälzischen Ingenieurkammer.

Der Eifeler schätzt: 27 Prozent aller soloselbstständigen Ingenieure und Architekten drohen wegen Corona die Insolvenz. „In den Verwaltungen herrschte Stillstand, Ratssitzungen fielen aus. Das trifft die Büros ins Mark, weil die Vergabe von Aufträgen gestoppt wurden“, sagt Lenz.

Nun bittet er das Land um Hilfe.Der Eifeler fordert Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) auf, den Ingenieuren unter die Arme zu greifen. Lenz wünscht sich vom Land, die Schwelle zu erhöhen, ab welcher Summe Planungsleistungen an Ingenieure direkt vergeben werden können, ohne in ein kompliziertes Ausschreibungsverfahren zu gehen, dass „dass dann zwei Monate lang dauern kann und noch mehr Zeit ins Land streichen lässt“, kritisiert Lenz. Bei zu erstellenden Plänen von Ingenieuren liege besagte Schwelle für Direktvergaben bei 25 000 Euro. Lenz fordert, sie auf 100 000 Euro zu erhöhen, damit kleine Ingenieurbüros schneller an Aufträge kommen und diese bearbeiten können.

Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes unterstützt mehr Hilfen für die Ingenieure und schnellere Direktvergaben von Aufträgen. „Wenn man das ganze Geld aus dem Konjunkturprogramm des Bundes über aufwändige Vergabeverfahren in Gang bringen will, kriegen wir den Schub nicht, den die Wirtschaft braucht. Genauso wenig, wenn kleine Büros in die Insolvenz gehen und Ingenieure fehlen.“

Das Wirtschaftsministerium teilt mit, dass öffentliche Auftraggeber „dringend notwendige Liefer-, Dienst- und Bauleistungen ohne Durchführung eines Vergabeverfahrens beschaffen konnten.“ Das sei ein früher Impuls für die Konjunktur gewesen. Die Regelung sei bis zum 30. Juni 2020 befristet. In naher Zukunft solle weiter eine erleichterte Vergabe ermöglicht werden. Das Land wolle die „Grenzwerte für die  freihändige Vergabe von bisher 40 000 Euro auf 100 000 Euro“ anheben. Planungsleistungen, die Lenz fordert, fielen nicht darunter, behauptet der Eifeler. Kleine Büros brauchten da aber Hilfe.  „Ohne schnelle Aufträge können sie nicht überleben.“

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