Fernseh-Comeback Richterin Barbara Salesch: Wie Stefan Raab die Sendung auf einen Schlag bekannt machte

In diesem Jahr kehrt Barbara Salesch ins Fernsehen zurück. Wieder mit einer Gerichts-Show, aber auf einem anderen Sender. Vor über 20 Jahren waren die Fälle noch echt. Das Sorgte für Lacher und für Probleme.

 Richterin Barbara Salesch und Richter Ulrich Wetzel kehren mit Gerichts-Shows zurück ins Fernsehen.

Richterin Barbara Salesch und Richter Ulrich Wetzel kehren mit Gerichts-Shows zurück ins Fernsehen.

Foto: RTL/Stefan Gregorowius

Zehn Jahre lang war sie weg. Jetzt kehrt Richterin Barbara Salesch ins Fernsehen zurück. Dass sie bei RTL zu sehen ist, kann als Überraschung gelten. Zwischen 1999 und 2012 hatte sie auf Sat.1 in immer neuen Folgen Recht gesprochen.

Echte Urteile gab es zu den größten Zeiten von Barbara Salesch natürlich nicht. Wenn in Deutschland Mord und Totschlag verhandelt wird, bleiben die Kameras aus. Ganz zu Anfang der Sendung war aber alles noch etwas anders. Es wurden tatsächlich reale Fälle verhandelt, denn damals ging es noch um zivilrechtliche Auseinandersetzungen. Es waren echte Streitparteien, die sich vor einem Schiedsgericht stritten – keine Schauspieler weit und breit. Deshalb war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis eines dieser Verfahren öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Denn eine solche Show war man in Deutschland nicht gewohnt.

Niemand hätte ahnen können, wodurch Richterin Barbara Salesch innerhalb weniger Wochen nach Sendestart Kultstatus erreichen sollte. Für Sat.1 war die legendärste Folge der Gerichts-Show ein Glücksgriff. Mindestens eine Protagonistin des Prozesses kam dabei aber unter die Räder.

Wir begeben uns auf eine Reise in die Zeit kurz vor der Jahrtausendwende.

Stefan Raab findet das Comedy-Gold bei Richterin Barbara Salesch

Machendrahtzaun in the morning

Machendrahtzaun late at night

Machendrahtzaun in the evening

Machendrahtzaun makes me feel alright

So sang es Stefan Raab im Oktober des Jahres 1999 bei TV total. Innerhalb kürzester Zeit hatte er mit seinem Country-Ohrwurm eine skurrile Maschendraht-Euphorie losgetreten. Das ist lange her und die Late-Night-Show steckte selbst noch in den Kinderschuhen. Raab war weit davon entfernt, die spätere Ikone des Showgeschäfts zu sein. Doch es war nicht der erste musikalische Geniestreich, mit dem er die Radiostationen eroberte. Alles, was er für diesen neuen Erfolg brauchte, war eine Idee, die er dieses Mal in der Sendung Richterin Barbara Salesch fand.

Rund einen Monat später wurde der Song als Single veröffentlicht und hielt sich 14 Wochen lang auf Platz 1 der Charts. Er ging so viral, wie es ohne die heutige Verbreitung des Internets überhaupt möglich war. Barbara Salesch und ihre Sendung wurden schlagartig berühmt. Die junge TV-Karriere der Juristin war gesichert.

Problematisch wurde das alles nur für eine Frau, deren Name damals ebenfalls im ganzen Land bekannt war: Regina Zindler.

Als Barbara Salesch den Streit am Maschendrahtzaun verhandelte

Es war ein Streitfall am Gartenzaun, der die ganze Sache ins Rollen brachte. Die Hausfrau Regina Zindler und ihr Nachbar Gerd Trommer wollten juristisch klären lassen, wer an der Grundstücksgrenze Recht hat. Die Details des Streits waren schon damals weitgehend irrelevant. Es ging nur um drei Dinge: Einen Maschendrahtzaun, einen Knallerbsenstrauch und den vogtländischen Dialekt, mit dem Regina Zindler beide Wörter aussprach. Raab spielte Ausschnitte aus Richterin Barbara Salesch bei TV total ab und erkannte, dass sich aus den Textpassagen noch mehr Comedy herausholen ließ. Die erste Performance seines Songs „Maschen-Draht-Zaun“ schlug beim Publikum ein. Der Rest ist Geschichte.

Für Regina Zindler war die ganze Episode eher ein Ärgernis. Das zeigen die wenigen Aussagen, die sie in der Presse getätigt hat. Für Stefan Raab und Barbara Salesch hatte sie keine freundlichen Worte übrig.

In ihrem Haus im sächsischen Auerbach fand sie keine Ruhe mehr. Menschen belagerten das Haus, der berühmte Maschendrahtzaun wurde beschädigt. Das Ehepaar Zindler brauchte Polizeischutz vor dem eigenen Grundstück. 2002 brachten sie sich durch einen Umzug aus der Schusslinie. Sie zogen in einen Berliner Plattenbau, worüber unter anderem der MDR berichtete. Einige Jahre später sollen sie dann nach Sachsen zurückgekehrt sein.

Der Auftritt bei Richterin Barbara Salesch war alles andere als ein Glücksfall für die Frau, die durch den Kakao gezogen wurde. Zumindest soll sie eine finanzielle Beteiligung am Verkauf der Musik erhalten haben. Von der Öffentlichkeit hielt sie sich aber fern.

Richterin Barbara Salesch setzte bald auf Schauspieler

Bei den Machern der Sendung Richterin Barbara Salesch setzte bereits im Jahr 2000 ein Umdenken ein. Nicht mehr echte Fälle aus dem Zivilrecht kamen vor das Fernseh-Gericht. Denn bald wurde Strafrecht verhandelt, und zwar nach Drehbuch. Eine Kuriosität wie den Maschendrahtzaun und den Knallerbsenstrauch konnte es fortan nicht mehr geben. Es verirrten sich auch später noch Ausschnitte der Sendung zu TV total. Für ein so großes Aufsehen wie die echte, unverfälschte Regina Zindler, die eigentlich bloß ihr Anliegen juristisch klären wollte, waren die ausgedachten Prozesse aber nicht mehr gut.

Nun macht Barbara Salesch dort weiter, wo sie 2012 bei Sat.1 aufgehört hat. Bei RTL heißt ihre neue Sendung Barbara Salesch – Das Strafgericht. Ab dem 5. September geht es los, und zwar immer Wochentags um 11 Uhr. Auch ein anderer Fernseh-Richter kehrt auf die Mattscheibe zurück. An ihn könnten sich Zuschauer von RTL vielleicht auch noch erinnern. Ab 2002 gehörte Ulrich Wetzel zu den RTL-Richtern, die den Sat.1-Juristen Konkurrenz machten. Für sein Strafgericht ist ebenfalls ein Comeback angekündigt. Wann genau es soweit sein wird, lässt der Sender derzeit noch offen.

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