Ziemlich kompliziert Voting-Regeln für den ESC erklärt – Wann dürfen deutsche Zuschauer abstimmen?

Die Abstimmungen beim Eurovision Song Contest bleiben eine Quelle ewiger Verwirrung. Auch in diesem Jahr sieht das Reglement wieder anders aus – und das schon für das erste Halbfinale am Dienstag.

In Deutschland kann man nicht für den heimischen ESC-Starter Lord of the Lost abstimmen.

In Deutschland kann man nicht für den heimischen ESC-Starter Lord of the Lost abstimmen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es gibt eine Tradition, auf die sich die ESC-Fans auch in diesem Jahr wieder verlassen können: Es geht weiterhin um die berühmten zwölf Punkte, die jedes Land als Bestwertung an einen musikalischen Betrag vergibt. Hinter den Wertungen beim ESC 2023 steckt aber natürlich ein viel komplizierteres System. Langjährige Zuschauer haben sich bereits daran gewöhnt. Doch auch für sie gibt es dieses Mal ein ganz neues Detail beim Voting. Zum ersten Mal dürfen auch Zuschauer außerhalb der ESC-Länder abstimmen. Außerdem gibt es eine deutliche Änderung bei den Halbfinals.

Warum wurde das Voting für die ESC-Halbfinals 2023 geändert?

Wie immer sind einige Länder für das Finale am 13. Mai gesetzt. Der Rest muss sich durch zwei Halbfinals am 9. Mai bzw. 11. Mai qualifizieren. Gesetzt ist erstens der Vorjahressieger Ukraine (auch wenn das Land nicht die Austragung übernehmen kann). Hinzu kommen wie immer die „Big Five“ – das sind die wesentlichen Geldgeber des ESC, also Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich.

Im vergangenen Jahr gab es in den Halbfinals noch eine Kombination von Jury- und Zuschauer-Voting. Die Europäischer Rundfunkunion (EBU), die den Eurovision Song Contest veranstaltet, fielen dabei jedoch Unregelmäßigkeiten auf. Gegen sechs Länder kam der Vorwurf auf, ihre Jury-Entscheidungen seien abgesprochen gewesen, um möglichst gute Ergebnisse zu sichern. Als Konsequenz aus diesem Eklat gibt es für 2023 eine große Änderung beim ESC-Voting: In den Halbfinals entscheiden nur noch die Stimmen der Zuschauer.

Wie funktioniert das diesjährige Halbfinal-Voting?

Für das Publikum hat sich an der Abstimmung nichts weiter verändert. Bei jedem Halbfinale sind nur die teilnehmenden Länder und drei der gesetzten Länder stimmberechtigt. Deutsche Zuschauer können beim ersten Halbfinale mit abstimmen.

Sowohl im Halbfinale wie auch im Finale gilt übrigens weiterhin die Regel, dass kein Land für sich selbst Punkte vergeben kann.

Gemäß dem Voting-Ergebnis werden in jedem Land für den beliebtesten Song 12 Punkte verliehen. Danach geht die Punkteskala weiter mit 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 und 1 Punkten. Bereits bei den Halbfinal-Shows dürfen außerdem Zuschauer aus Nicht-ESC-Ländern per Online-Voting abstimmen. Ihre Stimmen werden zusammen wie ein weiteres Land gewertet und mit den gleichen Punkten in die Wertung gebracht.

Am Ende qualifizieren sich sechs Länder pro Halbfinale. Es wird aber erst nach dem Finale mitgeteilt, welches Land im Halbfinale wie viele Punkte erhalten hatte.

Im Finale: Wer vergibt wie viele Punkte beim ESC 2023?

Auch in diesem Jahr gibt es wieder zwei getrennte Wertungen. In jedem Land werden sowohl von einer Jury als auch von den Zuschauern die Punkte für das Finale verteilt.

Die Punktewertung ist identisch zum Halbfinale. Die Punkte gibt es sowohl von der Jury als auch von den Zuschauern. Die höchste Punktzahl, die ein ESC-Teilnehmer aus einem einzelnen Land bekommen kann, beträgt demnach 24. Nach dem gleichen Schema werden in diesem Jahr noch zusätzliche Punkte verteilt. Sie kommen erstmals von Zuschauern, die ihre Stimmen außerhalb der teilnehmenden Länder abgeben. Dazu später mehr.

Das Jury-Voting bewertet nicht die Final-Show

Immer wieder kommt es vor, dass die Jurys und die Zuschauer unterschiedliche Meinungen über einen Song haben. Das könnte in manchen Fällen daran liegen, dass die Jurys nicht das Finale bewerten, sondern die Performance bei der zweiten Generalprobe. Ihre Wertungen stehen also schon fest, bevor das Finale auf Sendung geht.

Die Punktevergabe der Jurys soll auf mehreren Kriterien beruhen:

  • Komposition und Originalität des Songs
  • Qualität der Performance auf der Bühne
  • Gesangliche Leistung
  • Gesamteindruck von dem jeweiligen Teilnehmer

Für das Zuschauer-Voting gibt es mehrere Optionen

Die Abstimmung der Zuschauer erfolgt per Telefon, SMS oder über die offizielle ESC-App. Außerdem gibt es ein Online-Voting, mit dem Zuschauer auch dann abstimmen können, wenn sie aus einem Land kommen, das nicht am ESC teilnimmt. Die EBU erklärt, dass diese Zuschauer auf einer Website abstimmen können, dafür aber eine Kreditkarte aus ihrem Land angeben müssen.

Durch die Teilnahme anderer Länder am Voting soll der Anteil der Zuschauer an der Entscheidung im Vergleich zu den Jurys leicht ansteigen. Statt 50 Prozent ergibt sich laut EBU ein Anteil von rund 50,6 Prozent an der finalen Wertung.

So läuft die Verkündung der Voting-Ergebnisse ab

Wie immer gibt es auch beim ESC-Finale 2023 die lange Punktevergabe, bei der jedes Land die nationale Entscheidung verkündet. An dieser Stelle werden die bekannten „12 Punkte“ verteilt – und zwar ausschließlich laut der Wertung der jeweiligen Jury! Das kann eine ganze Weile dauern, denn die Punkte kommen aus allen 37 Ländern, die in Finale und Halbfinale angetreten sind.

Erst danach sind die Zuschauer an der Reihe, und deren Punkte werden ganz anders enthüllt. In der letzten Phase des Finales kommt nämlich immer ein Teilnehmer einzeln an die Reihe und erhält auf einen Schlag die kompletten Punkte, die aus allen Zuschauer-Votings zusammengekommen sind. So bleibt es bis zum letzten Moment ein Geheimnis, wer sich als Sieger durchsetzt.

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